Immer unterwegs, stets zuhause. So geht das im Campervan, vier Räder unter den Füßen und den Horizont im Blick. Sie tun es für dieses Gefühl von Freiheit, das durch die Adern rauscht wie das Benzin durch den Motor, die Menschen in „Hit the Road“, die ihre vier Wände hinter sich lassen und fortan im Auto leben. Nach vorne, weiter und länger, weg vom Alltag und hin in ein Leben, das sich Abenteuer nennt.
Michael Fuehrer – Wenn der Campervan grösser ist als die Wohnung
Der Platz im Studentenheim hat ausgereicht, weshalb sollte Michael Fuehrer da in eine Wohnung ziehen? Die Lösung: ein fahrbarer Untersatz. Der frisch promovierte Anthropologe ersteigert einen gelben Schulbus, einen Thomas Freightliner Campervan Baujahr 2004, zehn Meter lang, acht Tonnen schwer. Mit Vaters Hilfe werkelt Fuehrer so lange, bis aus dem Bus ein Hausmobil wird. Gefliestes Bad, Bankett-Esstisch, bewegliche Dachterrasse und Betten für bis zu sechs Gäste: Das kostet, nämlich eine ganze Jahresmiete. Doch es hat sich gelohnt.
Travis Burke
Weg mit dem Toyota Tacoma, her mit dem Mercedes? Wunschdenken für Travis Burke, mit seinem Jahresgehalt von 18’000 Dollar das Deluxe-Gefährt für 100’000 Dollar zu berappen. Die texanische Oma hat Mitleid, offeriert den alten Dodge Ram Campervan – nix da mit Liebe auf den ersten Blick. Doch der Abenteuerfotograf fliegt hin und fährt das Monstrum durch die kalifornische Wüste nach Hause, steckt danach jeden Cent in den Vierräder und macht aus dem biederen Mobil einen heißen Schlitten.
Cali Laffranconi & Connan Schilling
Amors Pfeil hatte Cali und Connan gerade erst getroffen, da düsten die beiden Argentinier gerade los. Drei Monate Australien und das per Anhalter. Das hat gefallen, das Fernweh rief erneut, und so ging es weiter. Next stop: Patagonien. Aus 15 Tagen wurden zehn Monate, aus dem VW-Bus ein Toyota Hilux.
Karissa Hosek & Linhbergh Nguyen: mit dem Campervan in die Wildnis
Autos, Natur und Fotografie, das sind die Leidenschaften von Karissa und Linhbergh – die Reihenfolge variiert. Die Idee: weg aus L.A., rein in die Wildnis. Gemeinsam erstehen sie einen Mitsubishi Pajero Baujahr 1999, bringen das Teil auf Vordermann und versehen es mit einem Zelt auf dem Autodach, das ihnen als Bett dient, wenn sie durch die Sierra Nevada düsen.
Lilli Gramberg-Danielsen & Lukas Beustera
Das Geografie-Studium in der Tasche, die Freiheit im Blick und den Jeep unterm Hintern: Lilli und Lukas machen sich auf nach Afrika und legen in ihrem Land Rover Series III Baujahr 1983 25’000 Kilometer zurück. Südafrika, Namibia, Botswana, Simbabwe, Sambia – zwischendurch gönnen sie sich ein Dachzelt samt Markise, um den 35 bis 40 Grad zu entfliehen, die im Innenraum bisweilen herrschen.
Familie Bell – Family Life im Campervan
Bisweilen wird es tatsächlich etwas eng im Land Rover Defender 130 Td5 Baujahr 2003: Dann kuscheln sich Mama, Papa und die beiden Kinder eben noch näher aneinander. Der Lohn für das enge Zuhause: das Abenteuer, denn Familie Bell kennt kein festes Daheim, sondern reist erst von Südafrika munter gen Norden, überschifft den Untersatz dann nach Südamerika und schließlich nach Europa. 200’000 Kilometer haben die vier Räder hinter und Luisa, Graeme, Keenan und Jessica noch mehr von der Welt vor sich.
Cécile Bertrand & Simon Doreau-Deléris
Der Traum vom Kochberuf zerplatzte in den französischen Schi-Schi-Küchen: Cécile und Simon wollten alles einfacher haben, Umstände, Essen, das Leben. Mit einem 1997er VW-Bus T4 machten sie sich auf in die weite Welt, nach Spanien, Portugal und Großbritannien, wo sie lernten, was es heißt, Lebensraum und Lebensmittel respektvoll zu behandeln.
Rob Heran & Sebastian Doerk
Die Nonnen im Waisenhaus haben Rob auf den Geschmack gebracht: Die fuhren mit den Kids nämlich in zwei weißen T3s in den Urlaub nach Italien. 900 Euro kostete Robs erster T3, darauf folgte ein T3 Syncro Baujahr 1990, den er so lange fuhr, bis das gute Teil schließlich buchstäblich auseinander fiel. Nach dessen Komplettüberholung fuhren auch Robs Frau und Kinder mit – und im September 2017 sein Freund Sebastian, mit dem er zehn Tage lang durch die Schweiz bis runter nach Italien und durchs Piemont bis nach Frankreich düste.
Hit The Road
Ob mit dem VW-Bus oder dem Porsche: „Hit the Road“ sammelt die Geschichten hinter den Fahrzeugen, die für neue Nomaden fortan ihr Zuhause darstellen. Ob frisch verliebt von Spanien bis nach Schottland, mit Kind und Kegel quer über den Globus oder in 20’000 Kilometern von England nach Kapstadt – so unterschiedlich die Routen auch sein und so anders sich die Geschichten der Reisenden auch anhören mögen, sie alle suchen während ihrer Reisen auf vier Rädern das Mittel, ihr Fernweh zu stillen. Dazu gibt’s allerlei Lustiges, Wissenswertes und Wichtiges fürs eigene Losfahren.
gestalten, „Hit the Road“, 272 Seiten, ca. 35.–
Fernweh-Booster gefällig? Hier findest du die besten Filme, die dich auf den nächsten Road Trip oder die nächste Reise vorbereiten.
Teaserfoto & Fotos: aus „Hit the Road“, gestalten