Der bemalt alles, was er in die Hände kriegt: Contemporary Muralist Daniél Barrera Martínez weiß, was er ist: ein Künstler.
„Malt gerne, räumt nicht gerne auf“ – so die Einschätzung seines Lehrers. Und Recht hatte er: Daniél Barrera Martínez wird nicht Künstler, er war damals schon einer. Der Lehrlingslohn geht für Canvas und Acrylfarbe drauf, den eigenen Stil entwickelt der junge Chilene nach und nach. Mit ein, zwei Pinselstrichen – einfach mal machen und experimentieren mit Form und Farbe. Und das bleibt bis heute so. Daniél zählt sich zu den Contemporary Muralists, doch Grenzen kennt seine Kunst keine: Deren Ausdruck verleiht er auf Wänden, Sneakers, fetten Karren und weiblichen Körpern. 87 Paar Brüste. „I am here to live out loud“, so der Zürcher Latino auf Instagram. Er bemalt tatsächlich alles, was er in die Hände kriegt. Und wird mächtig dafür gefeiert. Der Wert seiner Werke schiesst in die Höhe – konstant bleibt des Künstlers Entschlossenheit, Collabs nur dann einzugehen, wenn er Bock darauf hat. Scotch & Soda schätzt sich glücklich. Und irgendeiner aus China fragt, ob er ihn nicht nach Shanghai einfliegen lassen darf – der Zürcher soll sein Penthouse verzieren. Wie er will, denn was er zu malen hat – auch das lässt sich der Künstler für kein Geld der Welt sagen. ¡Viva el arte! Ganz nach dem Motto lebt selbst Alejandro „Mono” González, Muralist aus der Heimat Chile, an dessen Seite Daniél Jahre später seine Werke ausstellen darf. Träume werden Realität, vor Freude drückt der 26-Jährige auf die Tränendrüse: In der Kunst hat Daniél die Verbindung zu seinen Wurzeln gefunden. Malt abstrakte Hutträger, bunte Ghettoblaster und geballte Fäuste als Zeichen von Solidarität, Stärke und Widerstand des chilenisches Volkes. Mit fettem Filzstift signiert – Chicanox: der Künstlername eines Latinos, weit weg von seiner Heimat, dafür in seinem ganz eigenen Atelier. Wo er sich geborgen fühlt, Nachtschichten schiebt, und – ja sogar – gelegentlich aufräumt.
Foto: Daniél Barrera Martínez