Die einen nennen es Schicksal, die anderen Familienerbe: Jedenfalls sind Agapi und Costantza Sbokou entgegen der ursprünglichen Idee in der Hotelleriebranche gelandet und damit dort, wo ihnen der Vater bereits als bestes Beispiel vorausging. Im Cretan Malia Park vereinen die Schwestern alles, was ihnen wichtig ist. Und das ist neben Nachhaltigkeit, Design, Tradition oder Lokalität auch eines: Herzlichkeit.
FACES: Wie sind Sie zur Hotellerie gekommen?
Agapi und Costantza Sbokou: Wir sind beide in Hotels aufgewachsen. Alle unsere Kindheitserinnerungen sind dort verankert. Dass wir allerdings den Familienbetrieb übernehmen würden, war nie ein Thema. Unser Vater wollte, dass wir das studieren, was wir lieben und eine Karriere in dem Bereich anstreben, den wir uns aussuchen. So fühlten wir uns nie an unser Schicksal gebunden – auch wenn uns dieses schlussendlich doch gepackt hat.
F: Wie würden Sie Ihr Hotel in einem Satz beschreiben?
AS: Das Cretan Malia Park ist einnehmend – und das auf vielen Ebenen. Natur, Design, Essen, Menschen.
F: Wie lange hat der Prozess von der Idee über das Konzept bis hin zum fertigen Hotel gedauert?
CS: Wir begannen zunächst mit einer Markenpositionierung, in die wir auch viele Mitarbeiter des Resorts einbezogen haben. Das half uns, die Richtung, die wir einschlagen wollten, in Worte zu fassen. Ausserdem entstand so ein Briefing für unsere talentierte Architektin Vana Pernari und für alle anderen, die in den Prozess involviert waren: Fotografen, Marketingexperten und unsere eigenen Mitarbeiter. Diese Übung half uns, fokussiert zu bleiben und bei jedem Schritt konsequent zu sein. Das Design und die Renovierung wurden in zwei Jahren abgeschlossen, und das, weil wir nur im Winter gebaut haben.
F: Weshalb sollten wir unbedingt im Cretan Malia Park übernachten?
AS: Das Cretan Malia Park ist nicht nur ein schönes Hotel, um ein paar erholsame Tage zu verbringen. Das Hotel und seine Menschen haben eine besondere Ausstrahlung: Es ist wie eine grosse Umarmung, die man konserviert, ein wunderschöner Rückzugsort mit einem Fokus auf langsamen Luxus, Nachhaltigkeit, Design und Authentizität. Die moderne Interpretation der kretischen Gastfreundschaft umfasst ein Design, das die Kultur und das Erbe der Insel respektiert und den achtsamen Lebensstil und zudem lokale kulinarische Traditionen betont, um eine zeitlose Umgebung für die Gäste zu schaffen, in der sie sich mit der natürlichen Umgebung verbinden können.
CS: Nachhaltigkeit fühlt sich an, als würden wir zu unseren Wurzeln zurückkehren und nicht einem Trend folgen. Die Gäste hier fühlen sich inspiriert von der Art und Weise, wie wir unser Erbe und den Rhythmus des täglichen Lebens bewahren – vom griechisch geprägten Design-, Kunst- und Architektur-Ethos, der sich in jedem Detail des Resorts wiederfindet; von der Verwendung lokal bezogener Zutaten in traditionellen kretischen Rezepten, von kulturellen Veranstaltungen und Kinderprogrammen, von der einheimischen botanischen Landschaft und unserem grossen Bio-Garten, aus dem wir unsere Zutaten für unsere Menüs beziehen, von unserem Engagement, lokales Personal einzustellen und der Natur und der lokalen Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Wir umarmen Achtsamkeit und die Notwendigkeit für Menschen, ihr Leben zu verbessern.
F: Woran müssen Hoteliers denken, worüber sich andere keine Gedanken machen?
AS: In Hotels dreht sich alles um Menschen. Wir beschäftigen und beherbergen viele Menschen. Das macht unseren Job spannend, aber auch verwirrend. Es erfordert viel emotionale Intelligenz, verschiedene Charaktere und Nationalitäten, Vorlieben und Trends unter einen Hut zu bringen. Aber wir finden das sehr inspirierend. Wir sagen immer, dass es darauf ankommt, von Gleichgesinnten umgeben zu sein – und das ist es, was diesen tollen Vibe schafft. Es spielt keine Rolle, ob sie hier arbeiten oder ihren Urlaub geniessen oder sogar im Ausland für uns arbeiten – wie es der neue Trend ist. Sie haben ähnliche Werte.
CS: Die Hotellerie ist ein einflussreiches Geschäft mit hohen Umweltauswirkungen. Wir sind uns dessen als Unternehmen sehr bewusst und haben schon vor unserer Gründung in den frühen 90er-Jahren Umweltrichtlinien eingeführt. Heute bilden der Schutz unserer Umwelt und das Zurückgeben der Natur an unsere Gesellschaft den Kern unserer Philosophie.
F: Worüber machen Sie sich zu viele Sorgen?
AS & CS: Zeit – davon scheint es nie genug zu geben für all die Dinge, die wir tun wollen.
F: Wie sind Sie als Chefs?
AS: Anspruchsvoll, aber hoffentlich auch inspirierend für unsere Mitarbeiter.
CS: Gradlinig, leidenschaftlich, entschlossen.
F: Welche Eigenschaften braucht ein guter Gastgeber?
AS: Echte Herzlichkeit – das ist für uns Kreter ganz natürlich. Verständnis dafür, wer unser Gast ist, und mühelose Aufmerksamkeit für Details. Jeder Raum sollte kuratiert sein, um unsere Ästhetik zu reflektieren. Jede Erfahrung sollte unsere Aufmerksamkeit haben, um zu zeigen, wer wir sind. Und doch sollte alles so gemacht werden, dass es ein müheloses, fast natürliches Gefühl ausstrahlt. Das alles ist ein erworbenes Talent.
F: Welche Gäste mögen Sie am liebsten?
CS: Ein Traumgast ist jeder, der einen Ort fasziniert von seiner Kultur und seinen Menschen verlässt. Jemand, der die Welt bereist, aber nach Kreta und ins Cretan Malia Park kommt und über das Offensichtliche hinaussieht. Ich liebe es, wenn sie uns mitteilen, wie sie sich fühlen, wenn sie bei uns bleiben. Ich liebe es auch, wenn sie etwas hinzufügen. Wir haben Gäste gehabt, die erstaunliche Dinge gemalt haben, die von ihrem Aufenthalt auf Kreta inspiriert waren. Andere hinterliessen eine handgeschriebene Notiz oder ihr Buch mit ein paar Worten für unsere ständig wachsende Outdoor-Bibliothek.
F: Was können Sie an Gästen nicht ausstehen?
CS: Wenn sie ihre negative, übermüdete Stimmung mit nach Hause nehmen.
F: Was sind Ihre eigenen Erwartungen an Ihr Hotel, und wie haben sich die Erwartungen Ihrer Gäste in den vergangenen Jahren verändert?
AS: Meine Schwester und ich leiten unser Familienunternehmen und haben unser Unternehmen in den vergangenen drei Jahren in etwas verwandelt, das über unsere eigene Vision im Tourismus spricht. Das Unternehmen heisst jetzt Phāea Resorts (Phaea ist altgriechisch für „das Licht in deinen Augen, wenn du glücklich bist“) und wir glauben daran, „das Griechenland zu feiern, das wir lieben“. Nicht neu erschaffen, nicht neu aufgemotzt; weg von allem, was Masse oder auffällig ist. Unsere Säulen sind Wahrheit, Leidenschaft, Innovation, Bewusstsein und Engagement für Menschen. Es ist ein langer Prozess, den wir bewusst und mit grosser Begeisterung führen. Und auf dieser Reise wollen wir mit Gleichgesinnten zusammenarbeiten. Das Hotel Cretan Malia Park wurde geschaffen, um all das anzusprechen.
CS: Die Gäste bewegen sich weg vom Offensichtlichen und von identischen Erfahrungen hin zu dem, was ihre Seele anspricht. Ich bin davon überzeugt, dass das Bewusstsein dafür, was in der Natur um einen herum passiert, sowie die Art und Weise, wie Menschen miteinander umgehen, die Grundlage für jede wahrhaftige Interaktion mit den Gästen ist. Wir möchten all die Dinge, die wir über unsere Heimatinsel, die so reich an Geschichte und so vielfältig an Natur ist, kennen und lieben, mit denen teilen, die ein paar Tage bei uns verbringen.
F: Was halten Sie von Airbnb?
AS: Kein Hotelier ist von Airbnb begeistert, weil es per Definition nicht viele Menschen beschäftigt. Airbnb verändert sogar Gemeinschaften, da es einen falschen Anstieg der Wohnungspreise für Einheimische induziert und es ihnen so unmöglich macht, an einem Ort zu leben. Nehmen Sie Venedig als Beispiel – ist es für einen Reisenden nicht weniger authentisch, wenn so wenige Venezianer es sich leisten können, dort zu leben? Wir sollten Airbnb nicht ablehnen, sondern darauf achten, dass es Regeln gibt, die einen gesunden Wettbewerb für Hotels und vor allem einen angemessenen Schutz für die Menschen und Gemeinden vor Ort sicherstellen.
F: Worauf achten Sie, wenn Sie selbst auswärts übernachten?
CS: Ich bin fasziniert von schön gestalteten Innenräumen und beeindruckender Architektur. Als Reisende möchte ich mich aber auch entspannt fühlen, und so ist jedes Detail, das mich sofort mein müdes Ich zurücklassen lässt, super wichtig.
F: Was ist das beste Hotel, in dem Sie selbst übernachtet haben?
AS: Das Gefühl, das ich kurz vor der Schliessung im L’Hotel in Marrakesch hatte, war einfach unglaublich war! Der beste Schlaf, das beste Frühstück und ein Gefühl der Ruhe, wie nirgendwo sonst.
CS: Die Ngorongoro Crater Lodge in Tansania – so nah an der Natur.
F: Zum Schluss: Wo befindet sich Ihr eigenes Bett?
CS: Wir wohnen beide in Athen im Zentrum. Ich habe das Glück, dass ich von meinem Bett aus auf die Akropolis blicken kann. Es ist eine ruhige Strasse, und jeden Tag auf ein Monument schauen zu können, das so viel Energie durch die Jahrhunderte bringt, ist sowohl heilsam als auch inspirierend!
AS: Ich blicke auf die Ruinen des Lyzeums von Aristoteles – die antike Philosophenschule. Wir leben in einer Stadt, in der man von Denkmälern umgeben ist – eine ständige Erinnerung daran, dass Athen eine alte Seele und doch voller jugendlicher Energie ist!
Das halten Agapi und Costantza Sbokou von:
Kreuzfahrtschiffen: Sie besuchen Orte für eine sehr kurze Zeit und geben den Gästen ein falsches Gefühl, dass Sie den Ort gesehen haben, wenn sie tatsächlich keine echte Interaktion mit Menschen hatten, nicht viel von einer echten Erfahrung.
Buffet-Essen: Da wir in Hotels aufgewachsen sind, ist das nichts, was wir lieben. Dennoch gibt es bemerkenswerte Buffet-Erlebnisse.
All-inclusive: Wir wissen, dass dies für manche Menschen eine Notwendigkeit ist, aber wir mögen nicht, was es mit dem Reisen verbindet. Wir bewegen uns bewusst von allem weg, was Masse ist. Trinkgeld: nach den örtlichen Gepflogenheiten. Condé Nast Traveler hatte mal einen sehr nützlichen Leitfaden zum Thema Trinkgeld im Ausland, den ich super schlau und lustig zu lesen fand.
Kindern im Restaurant & im Hotel: Wir legen sehr viel Wert auf unser gleichgesinntes Publikum. Und Familien sind da keine Ausnahme. Wer Eltern wird, wird nicht seine Affinität zu Design oder einem wahrhaftigen Erlebnis verlieren und plötzlich auf ein seelenloses Massenerlebnis umsteigen.
Hunden im Restaurant & im Hotel: Wir haben in unserem Hotel ein Katzencafé, wo wir die Katzen füttern und versorgen. Wir akzeptieren jedoch keine Haustiere in den Restaurants.
Animateuren: nicht unser Stil. Wir haben unser gesamtes Programm entsprechend überarbeitet und arbeiten mit ausgewählten Praktikern und Spezialisten für alles von Sport bis Unterhaltung zusammen.
Kleiderordnung: im Sommer entspannt leger.
TripAdvisor: manchmal missbraucht, aber im Allgemeinen ein grossartiges Werkzeug.
Online-Reisebüros: Wir arbeiten mit den meisten zusammen – es gibt uns Zugang zu vielen Menschen und Sprachen.
Nachhaltigkeit: Wir setzen unser Programm für verantwortungsvollen Tourismus noch konsequenter fort als bisher. Wir haben gerade die zweite Phase mit vielen neuen Initiativen begonnen, die innerhalb der nächsten drei Jahre stattfinden werden. Das Phāea Farmers Programm, eine dieser Initiativen, konzentriert sich auf 36 unserer Mitarbeiter, die Landwirte sind und Produkte von Olivenöl, Gemüsetrauben und Honig bis hin zu nachhaltig gefangenem Wildfisch und Bio-Wein anbieten. Wir weiten dies auch auf ein Netzwerk nachhaltiger landwirtschaftlicher Produzenten in der Region aus, um den Gästen mehr Qualitätsprodukte anzubieten und die lokalen Gemeinden zu unterstützen.
Influencern: Wir glauben, dass sich Reisende nach der Pandemie weniger darauf konzentrieren werden, das perfekte Bild einzufangen, als vielmehr das Reale zu erleben und mehr Zeit an einem Reiseziel zu verbringen, um in dessen Kultur einzutauchen. Daher werden sich auch die Influencer verändern. Es bleibt abzuwarten, wie.
Mangel an Fachkräften: Zum Glück ist Kreta eine grosse Insel, auf der die Menschen nicht nur vom Tourismus leben, sondern auch für ihre grosse Gastfreundschaft bekannt sind. Wir hatten keine Probleme, die richtigen Leute zu finden.
Cretan Malia Park
Am Rande der nordöstlichen Küstenstadt Malia auf Kreta findet sich das Hotel Cretan Malia Park, ein Schmuckstück von einer Unterkunft und eine Perle inmitten der grossen Hotelanlagen, die sonst die kretische Küste säumen. Der Blick auf Hügel, Olivenhaine und das blaue Wasser der Ägäis machen mit den Zauber aus, der einen umgibt, sobald man über die Schwelle tritt. Die minimalistisch, aber dennoch gemütlich eingerichteten Zimmer, Bungalows und Suiten vereinen naturbelassene Materialien der Insel mit Design-Klassikern aus der ganzen Welt. Tradition trifft Moderne und dieser Ausdruck genau ins Schwarze, achten die Gastgeberinnen Agapi und Costantza Sbokou doch darauf, kretische Köstlichkeiten, hergestellt aus lokalen Zutaten, modern serviert auf den Tisch zu bringen, und dabei etwas von der Gelassenheit der Kreter an ihre Gäste weiterzugeben.
Cretan Malia Park, 700 07 Malia, Kreta, Griechenland, www.cretanmaliapark.gr