„Sunglasses always hide a multitude of sins.“ Victoria Beckham
Wolke sieben
Kissen oder Tasche? Zur Not wird der Begleiter zur Kopfstütze. Obwohl: Die knautschige „India“-Tote von Nanushka ist uns viel zu schön, um sie fremd zu nutzen. Während grössere Brands ihre wolkigen Taschen für so viel Geld verkaufen, dass wir uns damit auch gleich ein ganzes Boxspringbett samt Seidengarnitur kaufen könnten, verlangt das ungarische Label Nanushka gerade mal 322.–. Ein Traum, den man sich ruhig erfüllen darf.
31 rue cambon
Karl ist tot – und ob er ein Schwätzer war oder ein Genie, das diskutieren wir an dieser Stelle nicht. Fakt ist: Das Haus Chanel umgibt ein Glanz, den sich kaum ein anderes Label hinschminken kann. Was geht da wohl vor, hinter verschlossenen Türen an der Rue Cambon in Paris, wo aus Stoffen Kleider werden und aus Mode Kunst? Laetitia Cénac hat sie alle besucht: die Schneiderinnen, Schuh- und Hutmacher, die Zulieferer Chanels, ohne deren Handwerk der Laufsteg leer bleiben würde. „Chanel: The Making of a Collection“ bleibt eben nicht an des Maestros Absätzen hängen, sondern schubst diejenigen Menschen in den Scheinwerferkegel, die das Chanel-Netz auch nach Lagerfeld weiterspinnen. Laetitia Cénac, „Chanel: The Making of a Collection“, Abrams & Chronicle Books, ca. 45.–, ab August 2019.
One step ahead
Die Welt hat Probleme. Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Ressourcenknappheit – die Liste ist lang. Irgendwo muss man ja mal beginnen, und Veja tut’s ganz unten. Das französische Sneakers-Label produziert transparent, fair und ressourcenschonend: Die verwendete Bio-Baumwolle stammt von brasilianischen Bauern, mit denen nicht um Preise gefeilscht wird, der Natur-Kautschuk kommt von Amazonas-Stämmen und produziert wird in einer brasilianischen Manufaktur, deren Arbeiter für ihre dem europäischen Standard entsprechenden Einsätze angemessen entlohnt werden. Dazu gesellt sich ein neues Material, das sogenannte B-Mesh, das aus Plastikflaschen besteht. Gesammelt von den Strassen Rio de Janeiros und Sao Paolos stecken zum Schluss drei Flaschen in jedem Schuh. Kommt doch Leder zum Einsatz, so wird dieses vegetabil gefärbt. Hinter Veja stecken Jungs in ihren Dreissigern, die vor zehn Jahren mit Mitte Zwanzig mit ihrem Label begonnen haben. Transparenz und Authentizität gehen Hand in Hand, und so setzen sie in der gesamten Firma auf Öko-Strom oder verzichten auf die Arbeit mit Banken, deren Niederlassungen sich in Steuerparadiesen befinden. Die Welt ein Stück besser machen – Veja geht die ersten Schritte, wir folgen nach. www.veja-store.com
Mittelpunkt
Die Bauchtasche heisst jetzt Belly Bag. Der übliche Anglizismus täuscht natürlich nicht darüber hinweg, dass dieses Accessoire genau denjenigen Bereich akzentuiert, den wir lieber kaschieren würden. Anstatt auf der Hüfte tragen wir die Taschen deshalb lieber direkt in der Taille und stopfen nicht wie anno dazumal alles hinein, was wir zum Überleben brauchen. Dass Handys in der Zwischenzeit zu Smartphones wurden und wir sowieso lieber mit Plastikkarte denn mit dicken Münzen bezahlen, kommt dem Taschepacken also entgegen.
8’000 Liter
Beim Zähneputzen den Hahn zudrehen oder fünf anstatt zehn Minuten duschen: Ja, das reduziert den Wasserverbrauch. Wer dann aber jeden Monat eine neue Jeans-Hose kauft, verdirbt sich seine Bilanz. 8’000 Liter Wasser braucht es vom Anbau der Baumwolle bis zum Veredelungsprozess nämlich, bis der blaue Stoff unsere Kurven umschmeichelt. Das sind gut 50 Vollbäder. Denken Sie mal darüber nach.
What goes around comes around
Wir lassen die dummen Sprüche von psychedelischen Substanzen und langhaarigen Hippies und kommen zum eigentlichen Punkt: nämlich dazu, dass alles wieder kommt. Das gilt für die Bauchtasche genauso wie für Batik, mit deren Technik wir bereits als Teenies alte T-Shirts verändert haben. Letztere ist übrigens noch dieselbe, nennt sich heute aber cooler: Upcycling! Selber machen geht in der Badewanne oder funktioniert auch im Plastik-Trog, ganz oldschool mit Textilfarbe und Gummibändern. Man muss schliesslich nicht immer alles neu kaufen.