Individualität ist der Schlüssel zu gutem Stil. Mit ein Grund, weshalb Patrizia Bambi die Teile ihrer Kollektion mit so viel Liebe zum Detail ausstattet.
Im Interview spricht sie darüber, wie viel Italien in ihrem Label Patrizia Pepe steckt und erklärt, was der Pfeffer eigentlich darin zu suchen hat.
FACES: Wie viel von Patrizia Bambi steckt in Patrizia Pepe?
Patrizia Bambi: Alles! Patrizia Pepe, das bin ich, meine Leidenschaft, meine Neugierde, meine unbändige Inspiration und meine Liebe zur Mode. Ich habe beschlossen, mein eigenes Label zu gründen, um damit frei und kreativ meinen Stil ausdrücken zu können. Diese Verschmelzung von klassischer Schneiderkunst und modernen Innovationen entspricht mir sehr.
F: Wieso heißt Ihr Label Patrizia Pepe und nicht Patrizia Bambi?
PB: „Pepe“ bedeutet Pfeffer, und ich wollte meinen Vornamen mit etwas kombinieren, das Rock, Stil, Verführung und Ironie symbolisiert – alles Dinge, die ich in meine Kollektionen einfließen lasse.
F: Wenn die Modebranche eine Familie wäre, welche Rolle käme dabei Patrizia Pepe zu?
PB: Patrizia Pepe wäre die Tochter, genauer gesagt meine Tochter. Ich sehe mein Label als diese großartige Kreatur, die immer weiter wächst und auf ihrem Weg außergewöhnliche Ziele erreicht.
F: Sind Sie eine typische Italienerin, und wie italienisch ist Ihr Label?
PB: Ich bin voller Stolz Italienerin, und genau das trifft auch auf Patrizia Pepe zu. Ich glaube an die Kultur, die Eleganz, das Wissen, die Gegenwart und die Prinzipien dieses Landes, die gleichzeitig auch die Grundlagen meiner Arbeit und die Philosophie meiner Firma sind.
F: Produzieren Sie auch in Italien?
PB: Da wir unseren Kunden die beste Qualität bieten möchten, produzieren wir den größten Teil unserer Kollektionen in Italien.
„Ich bin voller Stolz Italienerin.“
F: Wie sollen sich die Menschen fühlen, wenn sie Ihre Kleidung tragen?
PB: Ich wünsche mir, dass sie sich in meiner Kleidung wohlfühlen, cool, bequem und elegant, ohne dabei bemüht zu wirken.
F: Verfolgen Sie die Schritte Ihrer italienischen Kollegen und die Entwürfe und Kollektionen beispielsweise von Dolce & Gabbana oder Roberto Cavalli?
PB: Ich respektiere alle meine Designer-Kollegen und beobachte mit viel Interesse, was sie tun. Aber eigentlich stehe ich total auf japanische Designer wie zum Beispiel Yohji Yamamoto und Comme des Garçons.
F: Sie haben Patrizia Pepe 1993 gegründet. Wie hat sich die Modebranche seitdem verändert, und ist es heute für Designer vielleicht sogar leichter, in diesem Business Fuß zu fassen?
PB: Die Modewelt war schon immer unglaublich herausfordernd, und das hat sich bis heute nicht geändert. Meiner Meinung nach ist es heute dank der digitalen Vernetzung und den sozialen Medien um einiges einfacher, eine Reichweite zu erreichen und weltweit gesehen zu werden. Besonders für junge Designer und Labels mit geringem Budget ist das sehr wichtig und ein absoluter Glücksfall. Ich finde es gut, dass damit jeder die Chance hat, seine Visionen und Ideen umzusetzen. Trotzdem sind Qualität und Beständigkeit nach wie vor die Schlüsselelemente für einen nachhaltigen Erfolg.
F: Wenn Sie 1993 und 2017 vergleichen, welche Zeit war für die Mode die bessere?
PB: Jede Zeit und jede Ära bringt neue Eindrücke und Einflüsse, die die Grenzen der Kreativität weiterziehen. Die 90er Jahre waren sexy und bunt, und die Labels, die damals ihren Durchbruch hatten, feiern heute ihr Comeback. Egal, welches Jahr wir schreiben, ich genieße meine Arbeit heute genauso wie damals. Mir gefällt jedoch sehr, wie sich die
Rolle der Frau über die Jahre verändert hat und dass sich Frauen heute viel freier bewegen und ausdrücken können als früher. Sie sind viel selbstbewusster, energiegeladener,
freier und dynamischer und müssen sich nicht mehr so vielen Regeln unterwerfen. Frauen regieren die Welt, und ich bin stolz darauf, dass ich für sie Kleidung entwerfen darf, die sie noch eleganter und femininer macht.
F: Die Konsumenten sind heute viel affiner, was die Produktion und die Materialien ihrer Kleidung anbelangt. Wie wirkt sich diese Veränderung auf Sie und Ihre Arbeit als Designerin aus?
PB: Diese Entwicklung freut mich und bestärkt mich darin, dass ich mich von Anfang an nur mit den besten Materialien zufrieden gegeben habe und bis heute auf gute Silhouetten und Schnitte setze. Wir sind im ständigen Austausch mit unseren Kunden und freuen uns, dass sie die Produkte ebenso schätzen wie wir das tun. Diese Wertschätzung ist eine der kostbarsten Belohnungen meiner Arbeit.
F: Welche Entwicklungen der Mode-branche stimmen Sie nachdenklich, und welche erfreuen Sie am meisten?
PB: Ich sorge mich etwas um die Tendenz dazu, dass alle immer dasselbe Teil und dieselbe Kleidung tragen und dabei ihre eigene Individualität komplett vernachlässigen. Auf der anderen Seite freue ich mich aber darüber, dass sich besonders die junge Generation dank des Internets über die Hintergründe ihrer Kleidung informieren kann und dies auch aktiv tut. Das ist für mich ein wichtiger Teil des Kreativprozesses.
F: Wie bewerten Sie das neue „see now, buy now“-Konzept, dank dessen die Menschen nach der Modenschau die Kollektionen direkt kaufen können?
PB: Ich habe überhaupt nichts dagegen und finde es ehrlich gesagt einen extrem genialen Schachzug, um die Branche weiterzubringen.
F: Welchen Teil Ihrer Arbeit mögen Sie am liebsten, und welchen verabscheuen Sie?
PB: Zweifellos liebe ich jede einzelne Minute meiner Arbeit.
F: Wie kommen Sie zur Ruhe?
PB: Wenn ich mit meiner Familie und meinen Freunden zusammen bin.
F: Wer ist Ihre Muse?
PB: Audrey Hepburn.
F: Welches Outfit ist Ihre tägliche Uniform?
PB: Ich mag ein einfaches und bequemes Outfit, das ich mit ausgefallenen Accessoires wie etwa einer auffälligen Tasche oder einem funkelnden Schmuckstück aufwerte.
F: Hohe oder flache Schuhe?
PB: Ich mag flache Schuhe, aber ich liebe Stilettos!
F: Mantel oder Jacke?
PB: Meine Lederjacke. Für immer!
F: Ohrringe oder Armband?
PB: Armband.
F: Rucksack oder Tasche?
PB: Den Rucksack zu sportlichen und die Tasche zu glamourösen Outfits.
F: Wo kaufen Sie Ihre eigene Kleidung?
PB: Ich trage natürlich Patrizia Pepe, aber ich liebe es auch, auf Flohmärkten nach coolen Teilen zu suchen, wenn ich unterwegs bin und reise.
F: Was ist Ihr bestgehütetes Shopping-Geheimnis?
PB: Folge deinen Instinkten, und kauf die Dinge, in die du dich beim ersten Blick verliebt hast.
F: Was ist das teuerste Teil in Ihrem Kleiderschrank?
PB: Meine Uhr.
F: Für welches Teil lohnt sich das Sparen?
PB: Jedes Teil, das dich unglaublich gut fühlen lässt, wenn du dich damit im Spiegel siehst.
F: Wie definieren Sie ein Fashion Victim?
PB: Für mich ist ein Fashion Victim ein hingebungsvoller Sammler.
F: Möchten Sie in der Modebranche alt werden?
PB: Auf jeden Fall! Und dabei genieße ich es so sehr wie ganz zu Beginn.
F: Wenn Sie keine Designerin geworden wären, was würden Sie dann tun?
PB: Ich wäre Tänzerin.
F: Welches Problem beschäftigt Sie am meisten, und wie möchten Sie dieses lösen?
PB: Ich hoffe darauf, dass eines Tages die ganze Welt offen gegenüber Integration und Multikulturalismus ist.
F: Was ist das Beste, was Sie an einem freien Tag tun können?
PB: Zeit mit meiner Familie zu verbringen, morgens joggen zu gehen und danach etwas Leckeres zu kochen.
Patrizia Pepe – von damals bis heute
1993 gründet Patrizia Bambi ihr eigenes Label unter dem Namen Patrizia Pepe in Florenz, Italien. „Pepe“ (Pfeffer) ist dabei ein wichtiger Teil der Identität des Labels und steht für unkonventionelle Schnitte oder Materialien. Erst geht es Bambi vor allem darum, die Frau in den Mittelpunkt zu rücken und ihr zu neuem Selbstbewusstsein zu verhelfen. 2005 erscheint die erste Kollektion für Männer, zwei Jahre später gelingt Bambi mit einer eigenen Kinderkollektion unter demselben Namen ein weiterer Coup. 2001 folgen Badeanzüge und Bikinis, 2014 Accessoires aus dem Haus Patrizia Pepe.