Am 26. Februar heisst es wieder: And the Oscar goes to… Bereits zum 89. Mal wird der beliebte Filmpreis im The Dolby Theatre in Los Angeles verliehen. Wir haben für Sie die wichtigsten Fakten über den kleinen Goldmann gesammelt.
Er ist golden, thront auf einem Podest und ist wohl der begehrteste Mann und das nicht nur bei Frauen – sondern bei jedem, der mit der Filmbranche zu tun hat. Der Oscar verdreht mit seinen knapp 35 Zentimetern und rund vier Kilo aller Welt den Kopf. Jeder will ihn haben und das, obwohl er nur ungefähr 300 Dollar wert ist. Schliesslich zählen bei ihm andere Werte. Wir verfolgen den ganzen Zirkus vor der Flimmerkiste und stellen uns kurz vor der bevorstehenden Oscarverleihung einige Fragen. Wer hat den Oscar eigentlich erfunden? Woher kommt sein Name? Was befindet sich in der Goodie-Bag der Stars, oder wer entscheidet, wer gewinnt? Um Antworten auf solche Fragen zu bekommen, muss man ganz genau hinschauen – und das haben wir getan.
Die Geschichte des Oscars
Heute ist der Oscar der begehrteste Filmpreis überhaupt, doch jeder fängt mal klein an. 1929 fand die Preisverleihung zum ersten Mal statt und wurde eher nebenbei bei einem Abendessen erfunden. Die Idee zur Preisverleihung hatte Louis B. Mayer, die er unter anderem mit den Warner Brothers umsetzte. Ganz zu Beginn hiess die Preisverleihung „Academy Award of Merit“ und wurde zum ersten Mal im Hollywood Roosevelt Hotel verliehen. Die Zeremonie erzeugte 1929 praktisch kein Aufsehen, da die Gewinner bereits eine Woche zuvor bekannt gegeben wurden und somit keine Spannung vorhanden war – daher auch die heutige strenge Geheimhaltung. Eingeladen waren damals nur 720 Gäste, und ein Ticket kostete fünf Dollar, was heute ungefähr 70 Franken wären.
Onkel Oscar
Woher schliesslich der Name Oscar kam, weiss niemand genau. Einige erzählen sich, dass daran die Bibliothekarin Margaret Herrick Schuld ist. Sie fand, dass die Trophäe ihrem Onkel Oscar gleiche und brachte den Spitznamen so angeblich ins Rennen. Seit 1939 heisst der kleine Goldjunge nun Oscar und stellt einen Ritter mit Schwert stehend auf einer Filmrolle dar.
Die Academy
Heute wird die Oscarverleihung von der „Academy of Motion Pictures Arts and Sciences“ umgesetzt. Die Academy stellt die 6’000 Oscar-Juroren bereit, die aus 15 unterschiedlichen Berufen der Filmbranche stammen. Die Jury ist streng geheim und muss bis eine Woche vor der Verleihung ihren Stimmzettel abgeben. Damit die Stimmberechtigten auch informiert sind, dürfen sich diese in einem akademieeigenen Kino alle nominierten Filme ansehen. Der Preis wird regulär in 24 Kategorien verliehen, und nominiert werden nur Filme aus dem Vorjahr. Niemand weiss vorab, wer sich über den Satz „And the Oscar goes to…“ freuen darf. Nur zwei Wirtschaftsprüfer, die das ganze auswerten, kennen die Gewinner.
German Quality
Für die Academy nur das Beste: Die 24 Gewinnerzettel werden in goldenen Kuverts verstaut, die aus einem kleinen Ort im oberbayerischen Tegernsee stammen. Der deutschen Büttenpapierfabrik Gmund steht die Ehre des Oscar-Umschlags zu.
Regeln
Für die Promis gibt es zwei simple Regeln, die sie befolgen müssen. Einerseits haben sie kein Verkaufsrecht an der Statue. Ob je ein Promi versucht hat seinen Oscar weiter zu verkaufen, ist unbekannt, aber seit 1951 verbietet die Academy of Motion Pictures Arts and Science das Weiterverkaufen der Oscar-Trophäe. Andererseits wird ihnen vorgeschrieben wie lange eine Dankesrede dauern darf. Die Dauer variiert je nach Bekanntheit der Person zwischen 40 Sekunden und zwei Minuten.
Rekordhalter
Mit zehn Trophäen hielt „Vom Winde verweht“ aus dem Jahr 1939 lange den Rekord der meistgewonnenen Oscars. Mittlerweile bekamen der Film „Ben Hur“ im Jahr 1960 und 1998 „Titanic“ elf Oscars und führen somit zusammen mit „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“, der ebenfalls elf Oscars abstaubte, die Rangliste an. Mit 14 Nominierungen teilen sich „Alles über Eva“, „Titanic“ und „La La Land“ die Nominierungsrekorde. Der jüngste aller Preisträger ist Tatum O’Neil, der mit nur zehn Jahren 1973 einen Oscar gewann. Der älteste Ausgezeichnete ist Christopher Pummer, der mit 82 Jahren noch eine Trophäe bekam. Rekordhalterin bei den Schauspielerinnen ist Katharine Hepburn, die während ihres Lebens vier Oscars bekam. Meryl Streep liegt mit nur drei Stück dicht hinter ihr und war bereits 20 Mal nominiert. Bei den Männern führen Jack Nicholson, Daniel Day-Lewis und Walter Brennan die Rangliste an, denn sie wurden jeweils drei Mal ausgezeichnet. Der absolute Spitzenreiter ist jedoch Walt Disney, der mit 26 Oscars und 37 Nominierungen Geschichte schrieb.
Publikum
Der wohl schillerndste Abend in der Filmbranche hatte 2014 die höchsten Einschaltquoten seit langem. 43,7 Millionen Menschen knipsten den Fernseher an und verfolgten die Verleihung. Ob die Moderatorin Ellen DeGeneres der Grund dafür war, bleibt fraglich. Ihr berühmtes Promi-Selfie ging jedoch in die Oscar-Geschichte ein.
Langer Atem
1929 dauerte die Verleihung gerade mal eine Viertelstunde. Im Vergleich dazu fand 1996 die längste Show aller Zeiten unter der Moderation von Whoopi Goldberg statt: ganze viereinhalb Stunden!
Die Gästeliste
Ungefähr 1’500 Filmschaffende werden jährlich von der Academy eingeladen. Auf dem Roten Teppich trifft man alle grossen Namen der Filmindustrie aus aller Welt. Auf ticketpool.de kann man Tickets für die Veranstaltung kaufen. Kosten: rund 43’000 Euro. Auf dem Schwarzmarkt wird einiges mehr verlangt – naja, das Ticket zu den Oscars ist wohl kein Schnäppchen!
Give me Goodies
Star müsste man sein, denn die Academy verteilt am grossen Abend Goodie-Bags an die geladenen Gäste im Wert von rund 200’000 Dollar . Angeblich sollen dieses Jahr fünf Urlaubsreisen drin sein, unter anderem ein Hawaii-Urlaub, eine Reise nach Italien und ein Kalifornien-Trip. Ausserdem gibt es ein Make-up-Abo der Marke Oxygenetix für die nächsten zehn Jahre, Gutscheine fürs Fitnessstudio mit Promi-Trainer oder ein Smart-Home-System von Oomi.
Lecker!
Nach der eigentlichen Verleihung folgt der Governors Ball, die offizielle After-Party der Oscars. Dort steht vor allem das grosse Essen im Vordergrund, denn nach einer so langen Zeremonie knurren die Mägen. Der österreichische Küchenchef Wolfgang Puck macht die Stars glücklich und ist für das Catering verantwortlich. Auf der Speisekarte stehen dieses Jahr unter anderem marokkanisch gewürzte Rippchen des Wagyu Rindes, Hummer Corn Dogs oder Gnocchetti mit Pilzen und Cashew-Creme. Als Krönung wartet auf die Gäste der mit 24 Karat vergoldete Schoko-Oscar. Insgesamt müssen beim Catering ungefähr 900 Angestellte mithelfen.
Money, money, money
Man sagt ja, dass Geld die Welt beherrscht. Und betrachtet man die Oscar-Verleihung, so stimmt das ja irgendwie. Neben den teuren Goodie-Bags stehen Kuvert- oder Trophäen-Kosten an. Und viele mehr. Insgesamt kostet der Event die Academy ungefähr 42 Millionen Dollar. Dafür werden jährlich rund 100 Millionen wieder eingenommen.
Platzhalter
Damit in den Aufnahmen alles perfekt aussieht, auch wenn einer der Stars mal muss, gibt es so genannte Platzfüller. Wenn jemand kurz aus welchem Grund auch immer den Platz verlassen muss, kommen sie zum Einsatz und erhalten das Bild des gefüllten Saals aufrecht – in Hollywood muss eben alles perfekt sein. Man wird sich fragen, wem steht die Ehre des Platzfüllers zu? Es sind die Mitarbeiter und deren Angehörige des Unternehmens PricewaterhouseCoopers, das für die Auszählung der Stimmzettel zuständig ist. Das Skurrile am Ganzen: Der Füller bekommt für seine fleissige Arbeit ausser einem Händedruck rein gar nichts. Entlohnung gibt es keine, dafür wird für ausreichend Essen und Getränke gesorgt.