Wer auf Zeit ein Zuhause sucht, das mehr ist als ein Hotelzimmer, der ist bei Visionapartments am richtigen Ort. Anja Graf ist es zu verdanken, dass man sich heute auch auswärts wie Zuhause fühlt. Wie es die Unternehmerin schafft, Wärme und Geborgenheit in Räume zu bringen, verrät sie uns im Interview.
FACES: Was macht eine Wohnung schön?
Anja Graf: Unter einer schönen Wohnung verstehe ich eine Wohnung mit Charme und viel Ambiente. Wichtige Bausteine sind eine optimale Aufteilung, ein überzeugendes Lichtkonzept und eine zum Gesamtkonzept und dem Baustil passende Einrichtung. Last but not least muss man nicht immer alles zumauern, sondern kann mit flexiblen Elementen, wie zum Beispiel Glasschiebetüren, viel herausholen. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass man wohl überlegt auch kleinste Einheiten sehr wohnlich gestalten kann, vorausgesetzt man respektiert die Proportionen und überfüllt kleine Räume nicht mit zu gross geratenen Möbeln.
F: Stylisch ist nicht gleich gemütlich. Wie schaffen Sie es, dass man sich in Ihren Wohnungen wohl fühlt?
AG: Das Gesamtkonzept muss harmonieren. Farben, Formen, Material, Beleuchtung, Licht, Möbel und Bilder müssen aufeinander abgestimmt sein, damit eine stimmungsvolle Atmosphäre entsteht. Zudem erzeugt man ein harmonisches Wohngefühl immer mit gelungenen Proportionen, Größen und den richtigen Distanzen. Kissen, Sofas oder Vorhänge sind dabei nicht zu vernachlässigen und spielen für den Komfort eine bedeutende Rolle.
F: Erklären Sie uns die einzelnen Schritte bis zu einer bezugsfertigen Wohnung step-by-step!
AG: Ich lasse mich auf all meinen Reisen inspirieren und besuche internationale Design- und Möbelmessen. So sammle ich spannende Inputs und kann diese an mein Architekturteam weiterleiten. In einer ersten Phase lassen wir unserer Kreativität freien Lauf, brainstormen, skizzieren und erstellen erste Moodboards. Dabei beginnen wir zwar mit den Möbeln, planen die Wohnung jedoch jeweils um diese herum und nicht umgekehrt. Auch die Accessoires sind in der ersten Phase bereits definiert und in den Plänen eingezeichnet. Danach stimmen wir uns in Meetings regelmäßig ab, erstellen Raumkonzepte und geben dem Gestaltungskonzept einen Namen. Erst nach zahlreichen Abklärungen in Bezug auf Verfügbarkeit, Lieferfristen oder Kosten steht das finale Konzept. Die eigentliche Umsetzung erfolgt dann in enger Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen und mit externen Partnerunternehmen. Zu guter Letzt sorgen unsere Cleaning Ladies dann für bezugsbereite Wohneinheiten.
F: Wonach richten Sie Ihre Visionapartments-Wohnungen ein?
AG: Unsere Apartments entstehen an guten Lagen von Business-Hubs. Uns ist es wichtig, dass unsere Wohneinheiten zu einem Rückzugsort werden. Solche Wohnoasen zu schaffen, ist für uns sehr wichtig, sind unsere Gäste doch geschäftlich sehr eingespannt – mit einem schönen Zuhause auf Zeit können auch internationale Geschäftsleute ihre Batterien aufladen und ungestört wohnen, relaxen und kochen. Bei den laufend neu entwickelten Wohnkonzepten richten wir uns nicht unbedingt nach den lokalen architektonischen Gegebenheiten, sondern lassen unserer Fantasie freien Lauf. Um ein Beispiel zu nennen: Für das soeben komplett neu renovierte Apartmenthaus an der Militärstraße in Zürich ließen wir uns von der Ägäis sowie Südafrika inspirieren.
F: Gibt es Menschen, die sich über die Einrichtung und den Stil Ihrer Visionapartments-Wohnungen beklagen?
AG: Das kommt zum Glück relativ selten vor. Trotzdem ist uns diese Art von Feedback wichtig, denn nur so können wir Wohn- und Raumkonzepte laufend optimieren. Da wir in unseren Häusern meistens mehr als nur ein Designkonzept anbieten, können wir bei Bedarf zudem immer Alternativen zur Verfügung stellen.
Acht Tipps von Anja Graf für kleine Wohnungen
1. Auf wuchtige Möbel verzichten und besser filigrane und luftige Alternativen wählen.
2. Multifunktionale Möbel wie Schlafsofas sind Gold wert.
3. Die Materialien müssen aufeinander abgestimmt sein und harmonieren.
4. Achten Sie auf die Grössenverhältnisse der Einrichtungsgegenstände.
5. Glas- und Glasschiebetürelemente trennen einzelne Wohnräume ideal und lassen trotzdem Licht in den Raum.
6. Setzen Sie auf helle Böden, Decken und Wände, um den Raum größer wirken zu lassen.
7. Die Lichtzufuhr ist wichtig. Dimmbare Lichter sorgen etwa für Ruhe und Harmonie.
8. Die Wahrnehmung der Wohnungsgröße kann etwa durch das Verlegen von Fliesen beeinflusst werden.
F: Wovon lassen Sie sich zusätzlich zu Design- und Möbelmessen für Ihre Einrichtungen inspirieren?
AG: Inspiration finde ich jeweils auf meinen Reisen durch Afrika oder Asien, wo Gegensätze aufeinander prallen. Auf Märkten von Grossmetropolen sammle ich gar die besten Ideen für Materialien, Farben und Gestaltungskonzepte.
F: Arbeiten Sie mit einem speziellen Einrichtungstool oder Programm?
AG: Unser Design- und Architekturteam setzt auf diverse Programme wie CAD oder BIM. Unser Grafiker unterstützt sie dabei mit Bildbearbeitungsprogrammen und Visualisierungen. Zu guter Letzt hilft bei einer guten Idee auch heute noch eine kleine Handzeichnung oder Skizze auf einem Blatt Papier. Es kommt auch vor, dass ich auf meinen Reisen schnell mal ein Foto mit meinem Smartphone schiesse, das dann als Basis dient.
F: Wie findet man seinen eigenen Einrichtungsstil?
AG: Ich finde, es braucht keinen eigenen Einrichtungsstil. Man darf in diesem Bereich nicht festgefahren sein, sondern man sollte die Einrichtung immer so gestalten, wie es einem eben grad passt. Meine Ansprüche an mein Zuhause haben sich schon viele Male geändert. Das Alter, die Familie, der Zeitgeist, neue Einrichtungstrends und vieles mehr spielen dabei eine Rolle. Ich finde, der Einrichtungsstil ist etwas sehr persönliches, und die Geschmäcker sind verschieden. Es gibt deshalb kein eigentliches Patentrezept. Leute, die keine Zeit oder kein Flair für Wohnungseinrichtungen haben, sollten einen Spezialisten beiziehen oder eben bei uns vorbeischauen! (lacht)
F: Welchen Fehler darf man beim Einrichten einer Wohnung nicht begehen?
AG: Möbel und Accessoires sollten nicht unüberlegt und ohne Zusammenhang gekauft werden. Auch das teuerste Designerstück wirkt in der falschen Umgebung nicht. Beim Einrichten einer neuen Wohnung liegt die Kraft in der Ruhe: Es lohnt sich, jeweils nicht schon alles von A bis Z durchzuplanen und blind einzukaufen. Sich erstmal aufs Wesentliche konzentrieren, einziehen und erst dann weitere Entscheide fällen, erachte ich für private Angelegenheiten als besonders sinnvoll.
F: Haben Sie einen Tipp, wie man eine Wohnung stylisch und trotzdem kostengünstig einrichten kann?
AG: Am besten stellt man sich selbst vorweg ein Moodboard zusammen und sammelt Beispiele, die einen inspirieren. Hat man erst mal eine Vorstellung davon, wie man gerne wohnen möchte, ist der Weg dahin gar nicht mehr so weit. Das Internet hilft heutzutage dabei, an vielfältige und günstige Lösungen zu gelangen, ohne dabei auf teure Marken setzen zu müssen. Manchmal reicht es auch schon, ein bestehendes Möbelstück anders zu färben oder neu zu beziehen – schon ist der Wow-Effekt da!
F: Braucht man Designermöbel?
AG: Da stellt sich die Frage, was man genau unter Designermöbeln versteht? Schlussendlich erfüllen viele Objekte die Ansprüche eines Designerstücks, ohne dabei mit einer weltberühmten Marke versehen zu sein. Entscheidend ist meines Erachtens immer das Preis-Leistungs-Verhältnis. Ich weiss, es fällt einem nicht immer leicht, auf Designereinrichtung zu verzichten, man sollte sich aber auch immer bewusst sein, dass ein Design-Einzelstück, zum Beispiel eine ausgefallene Lampe, manchmal schon reicht.
F: Welches sind Ihre drei Geheimtipps?
AG: Eindrücke sammeln und versuchen ein eigenes Konzept für seine persönlichen Bedürfnisse zu entwerfen. Bei der Planung oder Auswahl der Wohnung auf einen guten Grundriss achten. Den Neu- oder Umbau beziehungsweise die Renovation sorgfältig planen und keine voreiligen Schlüsse beim Kauf von Möbel tätigen. Und: sich vor allem Zeit lassen, und nochmals ruhig das angestrebte Konzept „überschlafen“, bevor es in die Umsetzungsphase geht.
F: Was sind die aktuellen Living-Trends?
AG: Nach wie vor angesagt, ist die Tendenz, altbelassene Elemente mit einzelnen Designermöbeln zu kombinieren. Hierfür werden mehr und mehr Materialien entwickelt, die diesen „used look“ vermitteln. Von Trends darf man sich gerne inspirieren lassen, aber ich bin auch der Meinung, dass man nicht jeden davon mitmachen muss.
F: Gibt es technologische Neuheiten, auf die man achten soll?
AG: In Entwicklung und teilweise bereits umgesetzt sind neuartige Technologie-Lösungen, wo vieles automatisiert und zentral geregelt werden kann, auch von auswärts, wenn man gar nicht zu Hause ist. Dazu gehören auch intelligente Küchen, die die Einkaufsliste automatisch ausspucken oder Tipps verraten, was mit dem aktuellen Vorrat gekocht werden könnte. In diesem Bereich wird sich in den nächsten Jahren noch extrem viel tun. Ökologie und Energieeffizienz spielen außerdem eine immer bedeutendere Rolle. Einerseits will man die Umwelt und andererseits die Geldbörse schonen. So sind Kamine heute zum Beispiel fast vollständig aus den Wohnungen verschwunden.
F: Sie haben schon früh mit dem Umgestalten und Renovieren von Wohnungen begonnen. Was haben Sie in den vergangenen Jahren dazugelernt?
AG: Das Erfolgsrezept liegt in der Einfachheit. Zu viel Hightech und Optionen verwirren den Gast mehr, als dass sie helfen. Jeder Schalter sollte deshalb selbsterklärend sein.
F: Wie stehen Sie zu Möbeln vom Flohmarkt?
AG: Finde ich grundsätzlich spannend. Für meine ersten möblierten Mietwohnungen fuhr ich damals auch erst ins Brockenhaus. Warum also nicht, wenn ein gefundenes Möbel zum Gesamtkonzept passt? Alte Materialien bzw. Möbel strahlen vielfach etwas Warmes aus. Deshalb setzten wir bei einem kürzlich umgesetzten Wohnkonzept in mediterranem Stil auf Holzelemente ehemaliger Fischerboote aus Indonesien. Daraus entstanden Tische, Stühle, Sofas und vieles mehr. Sieht in der Umsetzung ganz toll aus und verleiht erst noch ein Urlaubsgefühl.
F: Sie wohnen in Warschau. Wie wohnt der typische Pole im Vergleich zum typischen Schweizer?
AG: Da gibt es schon gewisse Unterschiede. Meistens sind die Wohneinheiten in Polen kleiner, und es steht grundsätzlich weniger Platz zum Wohnen zur Verfügung. Traditionell stellen die Polen ein Schlafsofa ins Wohnzimmer, welches sie regelmässig für ihre Gäste zurechtrücken. In der Schweiz wird für die Gäste eher ein Hotel gebucht, als dass man sein Wohnzimmer zur Verfügung stellen würde.
F: Wie wohnen Sie heute?
AG: Ich bin wie unser Hauptzielpublikum zum modernen Wohnnomaden geworden und pendle unter der Woche durch die Städte, in denen wir Visionapartments planen. Am Wochenende bin ich bei meiner Familie in Warschau. Wir wohnen dort in einem modernen Wolkenkratzer mit Blick auf die Warschauer Skyline.
F: Wie sieht Ihre Traumwohnung aus?
AG: Meine Traumwohnung als solche gibt es nicht, kann ich mir doch so manche Variante vorstellen. Vom ultramodernen Penthouse mit Sicht auf die Skyline einer Millionenmetropole über das Strandhaus in der Karibik ohne Strom und fliessend Wasser bis hin zu einer umfunktionierten Fabrikhalle, wo die ursprünglichen Graffitis noch an den Wänden zu sehen sind. Es gibt bei mir keine Grenzen.Wichtig ist nur, dass das Gesamtkonzept stimmt und die einzelnen Elemente miteinander harmonieren.