Retinol, BHA, Kollagen: Der Skincare-Hype ist längst von Social Media ins echte Leben übergeschwappt und wir alle haben uns ein Hautpflege-Vokabular angeeignet. Was braucht es überhaupt noch auf dem Beautymarkt? Minimalismus und einen holistischen Ansatz, finden Kikoc Veopraseut und Nora Kato. Ihre Marke Ipsum Alii besteht aus drei Produkten, die für alle Hauttypen geeignet sind. Im Interview erzählen sie, wie sie die japanische Kampo-Medizin in ihrer Kosmetik und im Alltag anwenden, warum sie gegen den Konsumwahnsinn halten wollen und weshalb Inhaltsstoffe nicht zu hundert Prozent natürlich sein müssen.
Im Zürcher Fachgeschäft für japanische Kultur und Handwerkskunst Haraiso gliedern sich die Produkte von Ipsum Alii harmonisch zwischen Seifen, Töpferei und Textilien ein. Kein Wunder also, haben die Gründerinnen Kikoc Veopraseut und Nora Kato die ruhige Oase als Ort für ein Treffen ausgesucht. Bei frischem Grüntee aus handgefertigten Keramikschalen und mit sanften Klängen im Hintergrund lässt es sich bestens über Hautpflege diskutieren. Zur Ipsum-Alii-Linie gehören die Nourishing Adaptogen Cream, eine reichhaltige Feuchtigkeitspflege, das Antioxidant Booster Serum, ein leichtes Serum für jeden Tag, und das Skin Refining Gel, das mit seinem Peelingeffekt überschüssige Hautschüppchen entfernt. Die Hautpflege wird im Labor in Osaka hergestellt und in Europa verpackt. Der eurasische Aspekt definiert nicht nur Ipsum Alii, sondern zieht sich auch durch das Leben der beiden Gründerinnen. Noras Vater stammt aus Japan, ihre Mutter aus Deutschland. Aufgewachsen ist sie in beiden Ländern. In ihren Zwanzigern hat sie eine längere Zeit in Tokio verbracht. Kikoc ist in Frankreich aufgewachsen, hat dort und in den USA studiert und später in Singapur und Japan gelebt. Beide haben Verwandtschaft in Japan, und beide wohnen mittlerweile in Zürich. So lag es ihnen am Herzen, gewisse japanische Traditionen nach Europa zu bringen, was schließlich auch der Startschuss für die eigene Kosmetiklinie war. Der Name wurde bewusst aus dem Latein gewählt, um die Referenz zu den für die Produkte essenziellen Kräutern herzustellen. Und um den Fokus auf das Gleichgewicht zu legen: Ipsum bedeutet Selbst, Alii steht für Andere. Balance ist alles – zwischen Selbstfürsorge und seiner Umgebung und Mitmenschen, zwischen Stress und Entspannung, zwischen Körper und Geist.
FACES: Inmitten des ganzen Skincare-Hypes ist es gar nicht einfach, sich zurechtzufinden. Welche Inhaltsstoffe verdienen die Aufregung und welche sind völlig überbewertet?
Nora Kato: Wir experimentieren beide gerade mit Retinol und sind sehr zufrieden. Ich verwende es zwischen unserem Serum und unserer Gesichtscreme, da es ein starker Wirkstoff ist.
Kikoc Veopraseut: Ich liebe fermentierte Inhaltsstoffe in der Hautpflege, die meiner Haut helfen, die Retinoid-Behandlung (die vom Arzt verschriebene Version von Retinol) zu unterstützen, indem sie Entzündungen reduzieren und die Hautbarriere aufbauen.
Nora Kato: Kollagen ist kein überbewerteter Inhaltsstoff, aber die Art und Weise, wie es konsumiert wird (topisch oder als Nahrungsergänzung), ist umstritten. Wir wissen nicht, wie viel Kollagen tatsächlich von unserem Körper aufgenommen wird und ob dies zum Aufbau unseres eigenen Kollagens führt. Am besten ist es immer noch, unsere natürliche Kollagenproduktion zu aktivieren, indem wir Vitamin-C- und proteinreiche Lebensmittel essen und Zimt in unsere Knochenbrühe geben.
FACES: Gibt es also Inhaltsstoffe, die man geradezu als Wundermittel für die Haut bezeichnen könnte?
Kikoc Veopraseut: Wir glauben, dass es nicht nur um einen einzelnen Wirkstoff geht, sondern um eine Kombination von Inhaltsstoffen, die eine starke Synergie miteinander haben. Das gleiche Prinzip gilt auch für die japanische Kampo-Medizin, die wir in unseren Produkten verwenden: Die Wirksamkeit einer Formel ergibt sich aus der Auswahl mehrerer Kräuter, die eine Wechselwirkung miteinander haben. Ein Beispiel für so eine Wechselwirkung ist unser Serum: Es besteht aus einer Kombination von Squalanöl auf pflanzlicher Basis und vier fermentierten Hyaluronsäuren mit unterschiedlichem Molekulargewicht. So können sie in die oberen und unteren Hautschichten eindringen. Eine der Hyaluronsäuren hat außerdem eine klebende Eigenschaft und kann die Feuchtigkeit einschließen.
„Wir wollten unser hektisches Leben wieder ins Gleichgewicht bringen.“
FACES: Wie sieht eure persönliche Hautpflegeroutine aus?
Nora Kato: Ich habe sehr trockene Haut und neige bei Stress und Schlafmangel dazu, blass und ein wenig fahl auszusehen. Ich achte darauf, meine Haut mit viel Feuchtigkeit zu versorgen, und verwende normalerweise nach der Gesichtsreinigung das ganze Jahr über ein Serum und eine reichhaltige Feuchtigkeitscreme. Ich gönne mir eine kleine Gesichtsmassage, um die Blutzirkulation zu fördern und einen rosigen Teint zu bekommen. Regelmäßige Peelings sind ebenfalls hilfreich. Und einmal in der Woche tränke ich ein paar Tücher mit etwas Serum und lege sie für 15 Minuten als Maske auf mein Gesicht – ich verwöhne meine Haut gerne und sehe meine Pflegeroutine als kleine Auszeit.
Kikoc Veopraseut: Unkompliziert und schnell. Ich habe Mischhaut und verwende lieber weniger Produkte. Meine Routine ist eine Mischung aus pharmazeutischen Produkten und unseren eigenen, um Irritationen zu lindern und die Haut zu nähren. Ich trage unser Serum nachts vor den Retinoiden auf, um die Hautreizungen zu beruhigen, die mit dieser Behandlung einhergehen. Tagsüber trage ich unsere Creme auf, um die Hautbarriere wiederherzustellen, und schließe immer mit LSF 50 ab. Seit ich die Retinoide verwende, peele ich mein Gesicht seltener und lasse meine Haut einmal pro Woche nachts frei von jeglichen Produkten.
FACES: Wie viele Produkte verwendet ihr?
Nora Kato: Ich verwende jeden Tag eine sanfte Reinigung, unser Serum, unsere Feuchtigkeitscreme und einen Sonnenschutz. Jeden zweiten Tag arbeite ich mit einem Peeling. Momentan benutze ich auch noch ein Retinol-Serum.
Kikoc Veopraseut: Etwa fünf, aber nicht alle zur gleichen Zeit. Tagsüber wasche ich mein Gesicht mit Wasser, trage unsere Creme oder unser Serum auf und LSF 50. Abends wasche ich mein Gesicht mit Wasser ab, trage das Serum auf Gesicht und Hals auf, Retinol auf Pickel und die Creme um die Augen. Einmal pro Woche kommt ein Peeling dazu.
FACES: Wenn ihr nur ein einziges Produkt für eure Haut verwenden könntet, welches wäre das?
Nora Kato: Eine intensiv nährende und feuchtigkeitsspendende Pflege. Das ist ein absolutes Muss für mich.
Kikoc Veopraseut: Um ehrlich zu sein, ein Produkt, das wir nicht haben – ein Zwei-Phasen-Serum mit LSF 50 in der Ölschicht. Ich bin nicht sicher, ob es so etwas überhaupt gibt (lacht).
FACES: Woher stammt euer Interesse an Beauty- und Wellnessprodukten?
Kikoc Veopraseut: Meine Mutter hat als Kinderärztin einige westliche Behandlungsmethoden mit östlichen Kräuterbehandlungen ergänzt. Ich kam also früh mit verschiedenen Konzepten in Berührung. Als ich in Tokio lebte, entdeckte ich die Kraft und den Nutzen von Akupunktur in der Schwangerschaft, Shiatsu bei Muskelverspannungen und Kampo bei Schlaf- und Hautproblemen.
Nora Kato: Ich habe für internationale Marken im Luxussektor und in der Kosmetikbranche in Europa und in Japan gearbeitet. Gleichzeitig haben traditionelle japanische Rituale schon immer zu meinem Leben gehört, diese gebe ich nun auch meinen Kindern weiter.
„Es braucht Zeit, um eine gesunde Haut zu erreichen und zu erhalten.“
FACES: Was hat euch dazu inspiriert, Ipsum Alii zu gründen? Gab es eine bestimmte Marktlücke, die ihr füllen wolltet?
Nora Kato: Dazu müssen wir etwas ausholen und erzählen, wie wir uns kennengelernt haben. Wir haben uns zum ersten Mal 2008 getroffen, als wir in Tokio lebten, bevor sich unsere Wege wieder kreuzten, als wir beide in Zürich Familien aufzogen. Ipsum Alii wurde ins Leben gerufen, nachdem wir festgestellt hatten, dass wir regelmäßig erschöpft waren – obwohl wir das Leben unserer Träume leben. Als vielbeschäftigte, berufstätige Mütter blieb uns wenig Zeit für uns selbst, was sich dann in unserem Hautzustand widerspiegelte.
Kikoc Veopraseut: Wir dachten dann zurück an unzählige Momente erholsamer Ruhe während unseres Lebens in Japan – vom Eintauchen in heiße Onsen-Bäder bis zur Erkundung der Welt der Kampo-Heilkräuter, die sich positiv auf unsere Haut und unser allgemeines Wohlbefinden auswirkten.
Nora Kato: In Europa wird die Entspannung viel weniger zelebriert. In Japan gehört es zum Alltag, sich in den Hot Spas zu treffen. Wir wollten die japanischen Traditionen auch in unseren europäischen Alltag einfließen lassen.
Kikoc Veopraseut: Also beschlossen wir, uns auf eine Mission einzulassen: Wir wollten unser hektisches Leben wieder ins Gleichgewicht bringen, Blockaden beseitigen und dafür sorgen, dass unser gesamtes System wieder zirkuliert und fließt – und gleichzeitig Japans kraftvolle Kampo-Philosophie mit einer Reihe von holistischen Hautpflegeprodukten, die ausschließlich in Japan hergestellt werden, nach Europa bringen.
FACES: Was ist Kampo-Medizin und wie erklärt ihr das Konzept jemandem, der noch nie davon gehört hat?
Kikoc Veopraseut: Kampo ist wohl eines der bestgehüteten Geheimnisse Japans und doch ist es seit Jahrhunderten das Rückgrat des japanischen Gesundheitswesens. Es stellt einen umfassenden Heilungsansatz dar, der über die rein körperliche Behandlung hinausgeht und auch eine philosophische Perspektive auf Gesundheit und Wohlbefinden beinhaltet. Es gibt dieses Sprichwort: Ken bi ichi nyo – Gesundheit und Schönheit sind eins. Das ist die Essenz von Kampo. Daher ist Kampo sehr stark in einem therapeutischen Ansatz der Entzündungshemmung verwurzelt, der sich auf die Philosophie konzentriert, Prävention über Heilung zu stellen. Man soll langfristig auf sich Acht geben. Ein Beispiel dazu ist ein Ekzem, unter dem meine Haut jeweils im Winter leidet. Eines Winters war ich in Japan und besuchte einen Dermatologen, der ausgebildeter Kampo-Arzt ist. Statt wie hier in Europa mir nur Cremes zur äußerlichen Behandlung zu geben, verschrieb er mir ein Heilmittel, das ich einen Monat lang einnehmen sollte und das von innen heraus wirkte. Tatsächlich war ich einen Winter lang ekzemfrei.
FACES: Welche Kräuter gehören zur Kampo-Medizin?
Nora Kato: Unter anderem Kurkuma, grüner Tee, Reishi-Pilz oder Chrysanthemen. Man kann daraus Tee machen oder mehr Gewürze ins Essen geben.
FACES: Kann man auch hier in Europa nach dieser Philosophie leben?
Kikoc Veopraseut: Alle Kräuter finden wir hier im Supermarkt oder sonst in der Apotheke, wie etwa Chrysanthemen. Man kann Kampo also auch hier in Europa einfach anwenden.
Nora Kato: Der größte Unterschied zwischen östlichen und westlichen Gesundheitsvorstellungen liegt beim Essen. In Asien bevorzugt man warme, fermentierte Speisen und trinkt auch lauwarme Getränke, was besser verträglich ist. In Europa wird vermehrt roh und kalt gegessen, was für das Verdauungssystem nicht unbedingt gut ist. Ein gesunder Lebensstil ist so wichtig. Stresshormone wie Cortisol spielen eine Rolle bei Hautproblemen, ebenso Schlaf und die Verdauung. Mit Massagen, Akupunktur, Ernährung und eben den Kampo-Kräutern kann man ein gesundes Gleichgewicht im Körper herstellen, was sich auch auf den Geist auswirkt.
„Wissenschaft ist uns sehr wichtig, denn wir wollen, dass unsere Hautpflege Ergebnisse liefert.“
FACES: Wodurch sticht ihr in einem ziemlich gesättigten Markt heraus?
Kikoc Veopraseut: Wir glauben, dass es an drei einfachen Dingen liegt, die unser Ethos kennzeichnen: sorgfältig beschaffte Zutaten, bewusste Formulierung und Produktion in kleinen Chargen. Wir beziehen unsere Phytoaktivstoffe – Kampo Kräuter – sorgfältig von japanischen Erzeugern, die einheimische Heilpflanzen anbauen. Unsere Produkte werden in einem Labor in Osaka sorgfältig formuliert, um sicherzustellen, dass Phyto- und Bioaktivstoffe in Synergie miteinander wirken, um entzündungshemmende Hautpflegeprodukte zu schaffen, die unsere Hautbarriere stärken. Schließlich produzieren wir in kleinen und begrenzten Mengen, um eine Überproduktion zu vermeiden und den Abfall zu reduzieren.
FACES: Was ist etwas über Hautpflege, das ihr nicht wusstet, bevor ihr eure eigene Marke gegründet habt?
Nora Kato: Wie sehr alles miteinander verbunden ist. Wenn man Hautprobleme hat, sollte man nicht nur zur DermatologIn gehen. Es könnte hilfreicher sein, eine GastroenterologIn oder eine EndokrinologIn zu konsultieren, da Haut, Darm und Hormone so eng miteinander verbunden sind. Bei einem Ausschlag reicht es deshalb nicht immer, diesen äußerlich zu behandeln.
FACES: Wie lange hat es von der Idee bis zum fertigen Produkt gedauert und welchen unerwarteten Hindernissen seid ihr auf dem Weg begegnet?
Kikoc Veopraseut: Anfang 2020 haben wir mit der Entwicklung unserer Produkte begonnen und im September 2022 kamen das Skin Refining Gel und die Nourishing Adaptogen Cream auf den Markt. Für das Antioxidant Booster Serum brauchten wir sogar noch ein Jahr länger. Die richtige Formulierung zu finden, hat am meisten Zeit gekostet. Es sollte japanische Kosmetik sein, aber ohne Inhaltsstoffe, die für europäische KundInnen problematisch sein können, wie zum Beispiel tierische Nebenprodukte. Auch die Tuben und Flaschen und das Design haben mehrere Anläufe gebraucht. Letztendlich ist es ein ganzheitliches Konzept – von der Rezeptur über die Verpackung bis hin zum Nachhaltigkeitskonzept – bei dem alles stimmen muss.
FACES: Wie wichtig ist euch die Wissenschaft bei euren Produkten?
Nora Kato: Wissenschaft ist uns sehr wichtig, denn wir wollen, dass unsere Hautpflege Ergebnisse liefert. Zusätzlich zu unseren Kampo-Phytoaktivstoffen verwenden wir Hautpflegebestandteile, die die neueste Biotechnologie nutzen. Ein Beispiel dafür sind die bereits erwähnten vier Hyaluronsäuren mit unterschiedlichen Molekulargewichten in unserem Serum.
FACES: Welche Inhaltsstoffe würdet ihr niemals in einem Produkt verwenden?
Kikoc Veopraseut: Squalan aus Haifischflossen oder andere tierische Nebenerzeugnisse.
„Wir wollen das Gegenstück zu dieser Explosion des Konsumverhaltens bilden.“
FACES: Wie geht ihr mit den sich ständig ändernden Trends um? Gibt es Komponenten der Hautpflege, die sich nie ändern werden?
Nora Kato: Wichtiger als Trends ist Balance: Kümmert euch auf einer ganzheitlichen Ebene um Körper und Geist – ausgewogene Ernährung, Schlaf, soziale Kontakte, Freude, Ruhe und Entspannung, Bewegung, aber auch Stress und negative Gedankenspiralen müssen im Gleichgewicht gehalten werden. Beständigkeit ist auch eine der wichtigsten Komponenten in der Hautpflegeroutine. Es braucht Zeit, um eine gesunde Haut zu erreichen und zu erhalten.
FACES: Was haltet ihr von den TikTok-Trends, bei denen junge Frauen ihre Hautpflege-Routine mit tonnenweise verschiedenen Produkten demonstrieren?
Nora Kato: Die Haut ist kein losgelöstes Organ, das eine Menge Cremes und andere Substanzen braucht, ohne sich um andere Körperteile oder den allgemeinen Lebensstil zu kümmern. Diese TikTok-Videos haben meistens einen ziemlichen Tunnelblick auf die Haut und konzentrieren sich zu fest auf Produkte.
FACES: Was würdet ihr eurer Haut niemals antun – was früher vielleicht einmal zu eurer Routine gehört hat?
Nora Kato: Einiges: Sonnenbaden, das Haus ohne Sonnenschutz verlassen, parfümierte Hautpflegeprodukte verwenden.
Kikoc Veopraseut: Dasselbe wie Nora. Außerdem habe ich in meinen Zwanzigern viel Make-up aufgetragen, um meine schwere Akne zu verbergen. Seit ich Mitte dreißig bin, benutze ich keine Foundation mehr.
FACES: Was sind die geläufigsten falschen Vorstellungen über Hautpflege, die ihr richtig stellen wollt?
Nora Kato: Dass nur 100 Prozent natürliche Inhaltsstoffe gute Inhaltsstoffe sind. Es gibt ein paar synthetische Inhaltsstoffe, die eine höhere Bioverfügbarkeit für die Haut haben, weniger reizend sind als ihr natürliches Gegenstück und aus nachhaltiger Produktion stammen. Wir glauben an das Sprichwort „Die Dosis macht das Gift“. Die Zusammenarbeit mit ChemikerInnen im Labor in Japan hat uns zu einer ausgewogeneren Sichtweise auf Inhaltsstoffe und Dosierung verholfen: Ein gutes Rezept ist die Summe seiner Inhaltsstoffe und Dosierung.
Kikoc Veopraseut: Ein Beispiel hierfür ist Vitamin E, auch Tocopherol genannt. Es verbindet die Inhaltsstoffe und sorgt für bessere Aufnahme. Es wird durch Biotechnologie hergestellt. Aber: Es ist sehr verträglich für die Haut, für viele wahrscheinlich verträglicher als ein natürliches ätherisches Pflanzenöl.
FACES: Neben hochwertigen Produkten scheinen heute Botox, Filler und Co. zum Standard für schöne Haut geworden zu sein. Wie steht ihr dazu?
Kikoc Veopraseut: Wenn man es mit Fillern übertreibt, sieht es ein bisschen unheimlich aus. Stimmt die Dosierung jedoch und man benutzt es, um ein paar Kleinigkeiten zu korrigieren, finde ich es völlig in Ordnung. Es ist ja nie nur ein kosmetisches Problem, sondern es fließen immer auch emotionale und psychologische Aspekte mit ein. Wenn man als Frau zu altern beginnt, möchte man vielleicht etwas von seiner Jugend bewahren. Ich bin also nicht stur dagegen.
Nora Kato: Früher habe ich bei dem Thema ziemlich schnell geurteilt. Und plötzlich wird man selber älter, sieht die Spuren, die die Jahre hinterlassen, in seinem Gesicht und fragt sich: Gibt es eine Creme, die mir helfen kann? Ich finde, es ist für jede eine persönliche Entscheidung. Tief im Innern möchte ich aber eine Frau sein, der das alles nicht so wichtig ist und die ganz natürlich altert.
„Die Rezeptur ist japanisch – aber maßgeschneidert für Europa und die Schweiz.“
FACES: Inwiefern ist Japan anderen Ländern im Bereich der Hautpflege voraus und was kann Europa vom japanischen Schönheitsmarkt lernen?
Kikoc Veopraseut: Die Beschaffung der Inhaltsstoffe hat höhere Qualitätsstandards. Das ähnelt anderen Handwerkskünsten in Japan. In der japanischen Küche beispielsweise ist die bewusste Auswahl jeder einzelnen Zutat die wichtigste Komponente, um ein schmackhaftes Gericht zu kreieren – dasselbe gilt für Hautpflegeformeln.
FACES: Welche Ziele verfolgt ihr für Ipsum Alii?
Nora Kato: Wir würden gerne weitere japanische Wellness-Philosophien integrieren, die über die Hautpflege hinausgehen. Wir arbeiten bereits mit Naoki Hattori zusammen, einem traditionellen japanischen Therapeuten in Paris. Er integriert Akupunktur in seine Gesichtsbehandlungen, um das Nervensystem des gesamten Körpers anzuregen.
FACES: Wird es irgendwann mehr als drei Produkte geben?
Nora Kato: Wir wollen das Gegenstück zu dieser Explosion des Konsumverhaltens bilden. Man hat heutzutage das Gefühl, jede Gesichtspartie brauche ihr eigenes Produkt. Unsere Gesichtscreme funktioniert auch als Augencreme, da sie nicht parfümiert ist. Wir wollen das Bewusstsein der KonsumentInnen dafür schärfen.
Kikoc Veopraseut: Expansion haben wir schon im Hinterkopf, aber wir wollen keine 12-Schritte-Routine. Für das Gesicht gibt es maximal ein viertes Produkt, beispielsweise einen Cleanser oder einen guten Sonnenschutz. Ansonsten können wir uns vorstellen, Nahrungsergänzungsmittel anzubieten. Natürlich alles vor dem Hintergrund der Kampo-Philosophie.
Nora Kato: Wir möchten uns ganz im Sinne der Kampo-Medizin auf ganzheitliches Wohlbefinden konzentrieren. Dazu interessieren mich auch Hormone und die Perimenopause. Das hat ebenfalls einen starken Einfluss auf die Haut. Solche für den weiblichen Körper einschneidenden Ereignisse werden generell noch zu wenig erforscht.
FACES: Was bringt eure Inspirationsquelle für Produkte und Design zum Sprudeln?
Nora Kato: Ganz klar das eurasische Konzept, da wir beide Eurasierinnen sind. Wir mischen traditionelle japanische Designelemente mit einem modernen europäischen Ansatz. Wir wollen also nur einen leichten Hauch von Japanischsein vermitteln, anstatt zu unverblümt zu sein. Unser Design ist sehr stark von Shibori inspiriert, dem alten japanischen Handwerk des handgefertigten Färbens.
FACES: Wie viel Schweiz und wie viel Japan steckt in euren Produkten?
Nora Kato: Die Rezeptur ist japanisch – aber maßgeschneidert für Europa und die Schweiz. Die Verpackung ist von Design und Funktionalität her ein Schweizer Element.
FACES: Helfen euch InfluencerInnen und Social Media für den Aufbau der Marke oder ist dies nicht authentisch genug?
Kikoc Veopraseut: Da wir als kleine Marke nur ein geringes Marketingbudget haben, kann es uns tatsächlich helfen. Wir stecken unser gesamtes Budget in die Produktentwicklung. InfluencerInnen haben die Möglichkeit, ein Publikum zu erreichen, das wir alleine nicht erreichen würden. Fehlinformation über bestimmte Produkte oder Resultate wiederum sind weniger hilfreich. Am liebsten sind uns darum diejenigen InfluencerInnen, die die Produkte zuerst über einen längeren Zeitraum testen und erst dann darüber posten. Idealerweise zeigen sie dann auch, wie man die Produkte richtig anwendet.
FACES: Habt ihr ein Feedback von KundInnen, das euch besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Kikoc Veopraseut: Wir finden es toll, dass viele Paare unsere Produkte gleichermaßen verwenden und sie somit auch von Männern gerne genutzt werden. Unsere liebste Erfahrung ist wohl, dass die Visagistin Karin Westerlund aus Paris unsere Creme nicht nur persönlich benutzt, sondern sie auch professionell für Models und andere Prominente anwendet.
Nora Kato: Mich freut es außerdem, dass Menschen mit verschiedensten Hauttypen, von trocken bis fettig, bisher positives Feedback gaben.
IPSUM ALII
Weg mit der Skincare-Routine, die eine ganze Stunde aus dem Tag klaut. Mit Ipsum Alii feiern Gründerinnen Kikoc Veopraseut und Nora Kato den Minimalismus. Ihre drei in Japan hergestellten Produkte sollen jeden Hauttyp bestmöglich versorgen. Dafür werden Kräuter aus der traditionellen japanischen Kampo-Medizin integriert. Von Männern bis zur Make-up-Artistin weiß die 2020 gegründete Marke ein breites Publikum anzusprechen. Kein Wunder, lautet das Credo der beiden, mehr Balance in den Alltag zu bringen. Das tut uns schließlich allen gut.
Mehr Skincare-Tipps? Dr. Emi Arpa stand uns ebenfalls Rede und Antwort.
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Fotos: © Lucretia Mettier