Es wird heiß, das Leben verlagert sich nach draußen, Eiskaffee wird in verbotenen Mengen geschlürft – und wir sitzen vor dem Fernseher. Bei über dreißig Grad muss man sich ab und zu ins kühle Wohnzimmer zurückziehen und fiktive Sommerabenteuer auf dem Screen miterleben. Vielleicht läuft einer dieser Filme ja sogar in einem Freiluftkino in deiner Nähe.
Jaws, Steven Spielberg, 1975
Vor fünfzig Jahren schrieb Steven Spielberg Kinogeschichte. Und das, ohne den gefürchteten weißen Hai ständig über die Leinwand schwimmen zu lassen. Das einzig Negative an diesem Kulthit ist, dass er der Gesellschaft eine übertriebene Angst vor Haien eingejagt hat, denn eigentlich greifen uns die großen Fische höchst selten an. In die Massenpanik am Strand einzutauchen und ein bisschen Siebziger-Nostalgie zu genießen klingt auf jeden Fall nach einem guten Plan für einen Sommerabend.

Moonrise Kingdom, Wes Anderson, 2012
Der Sommer schreit nach Abenteuer. Die besten davon braut Wes Anderson in seinem Gehirn zusammen, indem es so viel farbenfroher zu und her geht als in der echten Welt. In „Moonrise Kingdom“ reißen die Pfadfinder Sam und seine Brieffreundin Suzy aus und erkunden die fiktive Insel New Penzance auf eigene Faust. Die Komödie macht den einzigartigen und flüchtigen Zustand zwischen Kindheit und Jugend und zwischen Freiraum und Flucht greifbar.

Midsommar, Ari Aster, 2019
Wer Angst vor Horrorfilmen hat, sollte sie sich im Sommer anschauen. Weil dann generell weniger Dunkelheit herrscht. Nicht das logischste Argument, aber das ist egal, denn „Midsommar“ wird der ZuschauerIn auch noch tagelang im Nacken sitzen, wenn sie ihn früh morgens bei strahlendem Sonnenschein angeschaut haben. Die weißen Kleider und Blumendekorationen täuschen, denn in Ari Asters Welt wird die Sommersonnenwende nicht fröhlich gefeiert, sondern von einer sektenhaften Kommune mit verstörenden Ritualen und dem ein oder anderen Mord zelebriert.

La Dolce Vita, Federico Fellini, 1960
Ein Frauenheld mit Autorenambitionen auf der Suche nach den saftigsten Geheimnissen der Prominenz Roms trifft auf eine amerikanische Schauspielerin. Eine Storyline, die auch im 21. Jahrhundert eine gute Romcom abgäbe, doch noch besser funktionierte sie anno 1960 und aus der Feder Fellinis. Das Rom der Fünfzigerjahre, ruhigeres Storytelling als heutzutage, Schwarz-Weiß-Ästhetik – „La Dolce Vita“ ist das perfekte Rezept für sommerliche Entschleunigung.

Triangle of Sadness, Ruben Östlund, 2022
Diese Kreuzfahrt ist ein wilder Ritt, vom Besteigen des luxuriösen Schiffes bis zur Bruchlandung auf einer Insel. Gewollt überspitzt und satirisch werden ZuschauerInnen mit überladener Ästhetik, bitterbösem Humor und exzellent geschriebenen Wortgefechten verwöhnt. Ruben Östlund präsentiert uns die beschämendsten Abgründe menschlichen Verhaltens auf dem goldenen Kaviarteller, und trotzdem kann und will man nicht wegschauen.

Dazed and Confused, Richard Linklater, 1993
Nichts schreit mehr nach Sommer als der allerletzte Schultag vor gefühlt endlosen freien Wochen. Man gebe noch etwas Siebzigerjahre in den Mix und der Kultfilm ist geboren. Wobei, zu diesem musste „Dazed and Confused“ erst noch werden, denn nach dem Release hagelte es negative Kritik. Noch ein Pluspunkt: Der Cast ist voller Stars in ihren Anfängen, wie Ben Affleck, Parker Posey oder Milla Jovovich, die 1993 wohl noch nicht geahnt hatten, welchen Bekanntheitsgrad sie einmal erreichen werden.

Little Miss Sunshine, Valerie Faris, Jonathan Dayton, Valerie Faris, 2006
Die kleine Olive möchte eine Misswahl gewinnen. Also bricht gleich die ganze dysfunktionale Familie auf in Richtung Kalifornien. Im gelben VW-Bus geht’s auf einen Roadtrip voller Streitigkeiten und absurden Situationen. Wer Steve Carell als Michael Scott in „The Office“ liebt, wird ihn auch in dieser Komödie als Frank Ginsburg schätzen.

The White Lotus, Staffel 1, 2 und 3, Mike White
Zwar kein Film, sondern eine Serie, doch dafür wohl der passendste Beitrag dieser Liste. Ähnlich wie Ruben Östlund weiß auch Mike White wie kein Zweiter, wie man das Verhalten der oberen Schicht auf die Schippe nimmt. Das Rezept ist einfach: Man nehme ein Luxusresort in Hawaii, Italien oder Thailand, eine Gruppe reiche und unverschämte Gäste – dysfunktionale Familien, potenzielle Sugar Daddys, frischvermählte Paare –, einen Mord und schon klebt man stundenlang vor dem Bildschirm, obwohl draußen bestes Sommerwetter herrscht.

Thelma & Louise, Ridley Scott, 1991
Alles, was zum Subgenre Roadmovie gehört, gehört auch auf diese Liste. „Thelma & Louise“ ist ein Roadmovie der Extraklasse. Zwei beste Freundinnen wollen dem öden Alltag entfliehen – klingt nachvollziehbar. Aus der fröhlichen Fahrt wird bald eine Flucht und aus den gelangweilten Freundinnen geschickte, wenn auch unfreiwillige Kriminelle.

I Know What You Did Last Summer, Jim Gillespie, 1997
Ein weiterer Horrorfilm, den man sich am besten im Sommer anschaut. Vier FreundInnen feiern ihren Highschool-Abschluss – so weit, so harmlos. Bis etwas Schreckliches passiert, das sie vertuschen wollen. Die Vergangenheit holt sie aber rasant ein. Exakt ein Jahr später, wieder im Sommerurlaub, werden sie vom titelgebend Satz „I know what you did last summer“ heimgesucht und haben keine ruhige Sekunde mehr.

Stand By Me, Rob Reiner, 1986
In einer verschlafenen Kleinstadt läuft über den Sommer wenig. Also müssen die vier Freunde ins nächste Kaff, als sie vom Verschwinden eines gleichaltrigen Jungen hören. Ihr Ziel: Die Leiche ausfindig machen. Die Geschichte basiert auf der Novelle „The Body“ von Stephen King und hat alles, was ein Sommerfilm braucht: Ein Coming-of-Age-Narrativ, Freundschaft und Spannung.

Mamma Mia!, Phyllida Lloyd, 2008
Der nackte Albtraum einer jeden MusicalhasserIn. Und davon soll es ja einige geben. Wer mit den spontanen Gesangseinlagen leben kann, wird dafür mit einer endlos kitschigen und unrealistischen Geschichte verwöhnt, die trotzdem, oder gerade deswegen, gute Laune macht. Eine geplante Hochzeit, Beziehungschaos, Abba-Songs und eine griechische Insel – das ist das Sommerrezept von Mamma Mia!, das so gut funktionierte, dass zehn Jahre danach ein Sequel über die Kinoleinwände flimmerte.

Roman Holiday, William Wyler, 1953
Rom ist die ultimative Sommerdestination. In diesem Klassiker erkundet Audrey Hepburn als Kronprinzessin Ann die romantische Stadt auf eigene Faust. Sie trifft auf einen Reporter, der erst keine Ahnung hat, wen er da vor sich hat. Mit ihm tuckert sie auf einer Vespa durch die Straßen und verbringt ihre wohl entspannteste Zeit, ganz ohne Prinzessinnenobligationen.

Vor dem Sommer kam der Frühling, und auch hierzu haben wir eine passende Filmliste.
Wie der Sommer in der Filmwelt dargestellt wird, von der Stummfilmära bis heute, liest du in diesem Buch nach.