Als die Mauer fällt, steigt die Populärkultur zu einer neuen gesellschaftlichen Relevanz auf. Wind of Change? Eher ein Tsunami! Die Nineties spülen eine Flutwelle von Ohrwürmern, Kult-Movies, TV-Serien und Showstars über die immer stärker globalisierte Medienlandschaft. FACES rollt die Dekade auf – und veröffentlicht in loser Folge ein Lexikon zum Zeitalter von Grunge, Girlgroups, GZSZ und – Hackysacks.
Ist das noch Sport, oder gehört das belächelt? Ein Granulatklumpen bringt den sofaseligsten Kampfkiffer und die ungelenkigsten Elektrotech-Studenten in Bewegung. Immer. Überall.
Von wegen Nineties: Auf die Idee, Gegenstände mit Fuss, Kopf, Knie und Schulter zu jonglieren, kommen asiatische und mittelamerikanische Kulturen angeblich schon vor Jahrtausenden. In ihrer (aus dem Jahr 2020 betrachtet nicht mehr ganz so) modernen Form hat die Beschäftigung ihren Ursprung in den USA. Als zwei Landeier zum Spass probieren, eine mit Reis gefüllte Socke so lange und geschickt wie möglich in der Luft zu halten.
Dass die Neunzigerjugend derart auf den Footbag abfährt, hat praktische Gründe: easy transportabel, überall verfügbar und zeitlich ungebunden. Stundenlang im Park, bloss für fünf Minuten im Kreis während der Pause vor der Berufsschule oder semi-professionell übers Netz mit Referee: Die mit Granulat gefüllten und in allen (un-)möglichen Designs hergestellten Stoffkugeln spornen zu athletischen Höchstleistungen an. Und auf dem Höhepunkt der Popularität steigt 1999 in Berlin die erste grosse Europameisterschaft.