Als die Mauer fällt, steigt die Populärkultur zu einer neuen gesellschaftlichen Relevanz auf. Wind of Change? Eher ein Tsunami! Die Nineties spülen eine Flutwelle von Ohrwürmern, Kult-Movies, TV-Serien und Showstars über die immer stärker globalisierte Medienlandschaft. FACES rollt die Dekade auf – und veröffentlicht in loser Folge ein Lexikon zum Zeitalter von Grunge, Girlgroups, GZSZ und – das Internet.
Pipipip! Chrzrchrrrrr! Tatütatüüü… Nein, so klingt kein im Sterben liegender Rohrspatz. Sondern der Lockruf des Internets zum Zeitpunkt, als dieses der Jugend die Tore öffnet. Speerangelweit.
Mobiltelefone gehören noch zum Luxus der Tech-Nerds: Ein Handy kostet einen Monatslohn, und die Rechnung – fragen Sie nicht! Genau, jenes Zeitalter, als von Taschengeld abhängige Clearasil-Romeos durch die Hölle gehen auf dem Weg zum Traumdate: Sie müssen ihre Julia per Festnetztelefon anrufen – mit dem Risiko, dass Mami oder Papi abheben.
Bis eine neue Technologie diese Mutprobe aushebelt: hotmail (*1996) und ICQ (*1996) für die Kommunikativen, LAN-Ballergames wie Delta Force (*1998) für Schmalspur-Soldaten – und Suchmaschinen wie Altavista (1995-2013) für alle, welche im digitalen Dschungel verloren zu gehen drohen. Das 56k-Modem ebnet den Aufbruch in ein neues Zeitalter. Mit ISDN wird dann sogar die Telefonleitung wieder entlastet.
Telefonbuch, Verschwörungstheorien, Partyfotos, alles nur einen Mausklick entfernt. Bald einmal geht mit Napster (*1999) die MP3-Piratrie in Betrieb. Doch während die Musikindustrie lange vergeblich einen Weg sucht, das Internet mehr oder weniger profitabel zu nutzen, surft die Jugend quasi geschlossen auf der neuen Welle. Wobei das zunächst noch in sehr gemächlichem Tempo vor sich geht. Genau genommen: mit 56 kBit pro Sekunde.