Als die Mauer fällt, steigt die Populärkultur zu einer neuen gesellschaftlichen Relevanz auf. Wind of Change? Eher ein Tsunami! Die Nineties spülen eine Flutwelle von Ohrwürmern, Kult-Movies, TV-Serien und Showstars über die immer stärker globalisierte Medienlandschaft. FACES rollt die Dekade auf – und veröffentlicht in loser Folge ein Lexikon zum Zeitalter von Grunge, Girlgroups, GZSZ und – Schnulzensängerinnen.
Balladen? Big Time! Quasi im Kanon vibrieren die Stimmbänder der Kuschelpop-Königinnen während des die gesamte Dekade dauernden Bitchfights um den Titel der ultimativen Queen of Samenlöser.
Allein mit der Erinnerung an ihre Sternstunden, ihre Signature-Hits, schwingen die Gehörknöchel wie Hochleistungs-Vibratoren: Mariah Carey, Whitney Houston, Céline Dion. Okay, unter „ferner liefen“ rangieren noch Toni Braxton, Alanis Morissette, Shania Twain, LeAnn Rimes, Annie Lennox… Doch speziell die Big Three der weiblichen Stimmwunder schmettert die männliche Konkurrenz (Collins, Michael, Meat Loaf…) an die Wand. Ihre bis zu fünf Oktaven umfassenden Huldigungen an erfüllende oder zerflossene Liebe sprengen sämtliche Dimensionen. Guinnessbuch-Einträge, Giga-Konzerte, Airplay en masse, astronomische Dollarbeträge: Plattenverträge im zwei-, Tonträger-Absätze im dreistelligen Millionenbereich. Selbst der Kinosaal wird nicht verschont: „Bodyguard“, „Glitter“, „Titanic“… Wie letztere erleiden im nächsten Millennium aber alle zusammen Schiffbruch. Vom Koks ins Grab getrieben (Houston), von kommerziellen Desastern und zu vielen Botox-Injektionen gezeichnet (Carey) oder schlicht aus der Zeit gefallen (Dion).