Als die Mauer fällt, steigt die Populärkultur zu einer neuen gesellschaftlichen Relevanz auf. Wind of Change? Eher ein Tsunami! Die Nineties spülen eine Flutwelle von Ohrwürmern, Kult-Movies, TV-Serien und Showstars über die immer stärker globalisierte Medienlandschaft. FACES rollt die Dekade auf – und veröffentlicht in loser Folge ein Lexikon zum Zeitalter von Grunge, Girlgroups, GZSZ und – Spielkonsolen.
Der Soundtrack des Kinderzimmers nudelt in 16-Bit: Videogames gibt’s neu daheim vor dem Fernseher (okay, dank dem Gameboy sogar auf dem Klo). Japanische Nerds kreieren die virtuellen Welten, in denen manche ihre halbe Jugend verzocken.
Ihre Eltern assoziieren mit Videogames noch münzschluckende Monster-Apparate in den schummrigen Winkeln verrauchter Kneipen. Nineties-Kids jedoch kommen in den Genuss des Home-Entertainments aus Japan. Allen voran den Konsolen von Nintendo und Sega: In Street Fighter oder Double Dragon schlüpfen wir in die Rolle muskelbepackter Hinterhof-Ninjas. In Formel-1-Simulationen jagen wir Rekorde, bis die Joysticks glühen und dirigieren Mario, Sonic und Mega Man durch fantastische Jump’n’Run-Missionen. Zur Suchtprävention konfiszierte Gameboys sollen gar zahllose Väter mit dem Tetris-Virus angefixt haben. Ab 1993 setzen sich digitale 3D-Konsolen durch, der Nintendo 64, Sony lanciert die Playstation. Allerdings taucht mit dem High-Performance-PC ein Konkurrent auf, der Nintendo und Konsorten unverhofft, trotz Innovations-Bemühungen in Form von Wii oder Gameboy-Color, ins zweite Glied zurückdrängt (wohl, weil der Computer halt deutlich mehr Anwendungsmöglichkeiten
bietet). Immerhin: Den Nostalgiebonus haben Zelda, Donkey Kong und Konsorten auf ewig gebucht – das Zürcher Landesmuseum widmet dem Spielkult im Frühling 2020 gar eine multimediale Ausstellung.