Als die Mauer fällt, steigt die Populärkultur zu einer neuen gesellschaftlichen Relevanz auf. Wind of Change? Eher ein Tsunami! Die Nineties spülen eine Flutwelle von Ohrwürmern, Kult-Movies, TV-Serien und Showstars über die immer stärker globalisierte Medienlandschaft. FACES rollt die Dekade auf – und veröffentlicht in loser Folge ein Lexikon zum Zeitalter von Grunge, Girlgroups, GZSZ und – Hooch.
Hooch – die Limonade, die betrunken macht
Crystal Pepsi, ja sogar Red Bull hat das Nachsehen: Here comes Hooch! Lecker Limonade, die erst noch betrunken macht. Wie geil, finden feierfreudige Teenager. Gesundheitsminister sind hingegen mässig begeistert.
Bis 1995 schmeckt der erste Suff entweder bierbitter, oder er brennt in der Kehle wie ein Stroh(rum)feuer. Dann schwappt aus Grossbritannien ein neuer Trend nach Kontinentaleuropa: ein Zuckerwässerchen mit Schnaps! Der Hooch-Hype erobert Skilagern und Pfadfinderfeste, Maturapartys und Techno-Clubs. Millionenfach schmuggeln Minderjährige die alkoholisierte Limonade an Supermarktkassen vorbei oder ermächtigen sich des flüssigen Goldes mit Hilfe eines gefälschten Ausweises.
Allein die Schweiz vernichtet 1997 3.5 Millionen Flaschen, im Windschatten folgen Trittbrettfahrer à la Smirnoff Ice, Bacardi Breezer, Pesca Frizz… Bis das Gesetz einschreitet, zu Präventionszwecken die Steuern auf Alkopops vervielfacht – und siegt. Hooch machte 2003 den Laden dicht. Zwar ist da ein Comeback Ende der Zehnerjahre, allerdings in leicht veränderter Rezeptur auf Wein- statt Schnapsbasis. Wir werden demnach nie erfahren, ob unser Öl am Hut damals von den 5.0 Volumenprozent kam oder doch vom astronomischen Zuckergehalt.