Während andere bei den eisigen Temperaturen ächzen, funkeln Zaria Formans Augen wie die Eiskristalle am Isländer Diamond Beach im Sonnenlicht. Von diesen hat sich die amerikanische Künstlerin für die Kunst inspirieren lassen, die sie in Zusammenarbeit mit Vacheron Constantin zu dessen Overseas Collection erschaffen hat.
FACES: Du verdienst als Künstlerin und Abenteurerin dein Geld. Wie hast du das geschafft?
Zaria Forman: Der Grundstein für das, was ich heute tue, liegt in meiner Kindheit. Damals bin ich mit meiner Familie an einige der entlegensten Orte der Welt gereist und habe die unglaublichsten Landschaften sehen dürfen. Letztere verarbeitete meine Mutter dann als Fotografin zu Kunst. Das Werk meiner Mama hat mich stark zu meiner eigenen Kunst inspiriert, lernte ich dadurch doch, die Schönheit und Weite des sich ständig verändernden Himmels oder die Kraft der Wellen des Meeres zu verstehen und zu schätzen. Ich liebte es schon damals, einen Wüstensturm aus der Ferne zu beobachten, den Monsunregen in Südindien zu erleben oder das kalte arktische Licht zu sehen, das die Gewässer in Grönland beleuchtete. Die Erinnerung an unsere Familienreisen macht mich glücklich, und ich sehe diese als einen wichtigen Teil meiner Erziehung und Bildung an. Toll, dass ich die Möglichkeit hatte, schon damals in so jungem Alter so viel von der Welt zu sehen und aus erster Hand etwas über fremde Kulturen zu erfahren. Es sind diese Erfahrungen, die in mir die Liebe zum Erforschen der Welt entfacht haben. Meine Kunst ist das Ergebnis all meiner Entdeckungen und Abenteuer.
FACES: Was hat dich an den Landschaften Islands am meisten fasziniert, die du für die Zusammenarbeit mit Vacheron Constantin besichtigt hast?
Zaria Forman: Was mich besonders fasziniert hat, ist der auch als Diamond Beach bekannte Strand Fellsfjara. Auf schwarzem Sand sammelt sich das abgebrochene Eis der Gletscher, während weiß schäumende Wellen ans Ufer plätschern. Das warme Sonnenlicht trifft auf die ineinandergreifenden Eiskristalle, durch die verschiedenen gefrorenen Schichten und die Luftblasen und Risse, was ein unglaubliches Lichtspiel ergibt, wenn man sich die Zeit nimmt, um hinzuschauen. Tatsächlich sind diese Rinnsale und Hohlräume die physischen Beweise für die steigenden Luft- und Meerestemperaturen, die sich auf das Eis auswirken und es in diese aktuelle, unbeständige Form gebracht haben.
Großstadtfeeling
FACES: Du lebst in New York und reist für deine Arbeit ständig um die Welt. Beißt sich die stressige Großstadt nicht mit der Ruhe dieser entlegenen Orte?
Zaria Forman: Vor einigen Jahren habe ich mich dazu entschlossen, New York City zu verlassen und weiter nördlich zu ziehen. Hier habe ich endlich diesen Zugang zur Natur, den ich während meiner Zeit in Brooklyn vermisst habe. Ich liebe es, draußen zu sein und meiner Tochter beim Erkunden der Natur zuzusehen und die Landschaft im Lauf der Jahreszeiten zu beobachten. Meine Aussicht auf die sanften Hügel der umliegenden Natur ist ein Grund, weshalb ich hier auch mein Studio errichten wollte, das ich aktuell gerade erbaue. Allerdings liebe ich auch die Hektik von New York City, und es zieht mich immer und immer wieder dahin zurück. Die fast monatlichen Besuche und das Zusammensein mit meinen FreundInnen, die Kunst, die Kultur und die vielen Möglichkeiten, grandios essen zu geben, helfen mir dabei, Energie zu tanken.
FACES: Kunst hat viele Gesichter: So ist deine Arbeit mit Farben auf Canvas genauso Kunst wie das Uhrenhandwerk. Inwiefern lassen sich diese beiden Dinge vergleichen?
Zaria Forman: Die Präzision der Uhrwerke von Vacheron Constantin lässt sich vielleicht mit meinem Kunstwerk vergleichen, zu dem mich das Eis in Island inspiriert hat. Stundenlang habe ich dem Eis dabei zugesehen, wie es sich formt und wie es schmilzt, um dessen Bewegung exakt in meinem Werk wiedergeben zu können. Uhren haben die Aufgabe, die Zeit zuverlässig und konstant anzuzeigen – da gibt es keinen Platz für Fehler. Bei den Landschaften, die ich zeichne, ist es genau das Gegenteil: Diese befinden sich in ständigem Wandel, und obwohl sie groß und mächtig erscheinen, sind sie enorm zerbrechlich. Meine Kunst fängt die Schönheit dieser Vergänglichkeit ein und das, was die Menschheit riskiert, aufgrund ihrer Handlungen zu verlieren. Dennoch ist Zeit eine entscheidende Komponente meiner Arbeit. Ein Gletscher braucht schließlich teilweise bis zu mehrere Millionen Jahre, um sich überhaupt erst zu bilden. In diesem Bruchteil einer Sekunde, in der das Sonnenlicht auf einen Eisberg trifft, entsteht diese Magie, die ich versuche, auf die Leinwand zu bannen. Und daran, diese eine Sekunde einzufangen, arbeite ich teilweise über Wochen und Monate.
Die Zusammenarbeit mit Vacheron Constantin
FACES: Für die Zusammenarbeit mit Vacheron Constantin hast du dich auf Gletscher, Eis, Wasser und Wellen fokussiert. Was fasziniert dich am Element Wasser und seinen Ausprägungen so sehr?
Zaria Forman: Es scheint zwar so, als hätten Gletscher so gar nichts mit unserem Alltag zu tun, tatsächlich beeinflussen sie allerdings alle Lebewesen auf unserer Erde. Einerseits regulieren sie als weltweites Kühlsystem die globalen Temperaturen. Sie bedecken etwa zehn Prozent der Erdoberfläche und speichern ungefähr 75 Prozent aller weltweiten Süßwasservorräte. Eis ist für mich eine unerschöpfliche Inspirationsquelle, weil es so viele Formen davon gibt. Es gibt so viele verschiedene Oberflächen und Texturen, und in seinem Innern schreiben Risse, Blasen und Licht eine ganz eigene Geschichte. Wir können noch so viel über Eis und Gletscher lernen, und ich glaube kaum, dass ich jemals damit aufhören werde, mir zu überlegen, wie ich ihr Spiel mittels meiner Kunst einfangen kann.
FACES: Die neue Overseas Collection von Vacheron Constantin repräsentiert den Abenteuergeist. Wie bringst du deinen Hunger auf Abenteuer auf die Leinwand?
Zaria Forman: Die Zusammenarbeit mit Vacheron Constantin passt wie die Faust aufs Auge. In meiner Kunst verarbeite ich das Reisen an entlegene Orte dieser Welt und die Erlebnisse und Eindrücke, die ich dort sammle. Die meisten Landschaften, die ich zeichne, sind nur schwer zu erreichen, weshalb es mir ein Anliegen ist, meine Erfahrungen so gut wie möglich weiterzugeben.
FACES: Und inwiefern versprühen die Uhren der Overseas-Kollektion den Duft von Abenteuern?
Zaria Forman: Diese Modelle sind die perfekten Reisebegleiter. Sie sind praktisch, elegant und passen sich dank ihrer austauschbaren Armbänder jeder Gelegenheit an. Die Uhren sind das perfekte Werkzeug, um die Welt zu entdecken.
Die Faszination von Gletschern
FACES: Du hast einmal gesagt, dass Gletscher die Zukunft und die Vergangenheit anzeigen würden. Wie meinst du das?
Zaria Forman: Die Luftblasen, die im Innern der Gletscher eingeschlossen sind, verraten uns sehr viel über die Geschichte unserer Erde. Dieses knisternde Geräusch, das diese Blasen machen, wenn das Eis schmilzt, ist eines meiner Highlights! Jede dieser Blasen ist eine Fundgrube für Informationen, die WissenschaftlerInnen entschlüsseln können. Ich habe dazu mit John Higgins gesprochen, der als Professor für Geowissenschaften in Princeton arbeitet. Er nutzt diese Blasen im Innern von Eis dazu, um das Alter des Eises zu bestimmen – das nicht selten auf mehrere hunderttausend Jahre geschätzt wird. Anhand sorgfältiger chemischer Messungen bestimmen er und seine KollegInnen die lokale Temperatur und rekonstruieren anhand der Menge von Kohlendioxid und Methan die Zusammensetzung der alten Atmosphäre aus der Zeit, in der das Eis entstanden ist. Diese Daten helfen den WissenschaftlerInnen dabei, zu verstehen, wie und weshalb sich das Klima der Erde in der Vergangenheit verändert hat und dabei, zu beurteilen, was das für unsere Zukunft bedeuten könnte.
FACES: Hast du einen speziellen Arbeitsablauf, wenn du eines deiner Bilder kreierst, und weißt du zu Beginn schon, wie das finale Resultat aussehen soll?
Zaria Forman: Ich beginne immer damit, einen Ort zu besuchen und lasse mich dann von meinen Erinnerungen und Fotos inspirieren. Meine Werke sind immer sehr groß, teilweise bis zu 3.5 Meter breit. Dann beginne ich mit einer einfachen Bleistiftskizze, damit ich einige Hauptlinien habe, denen ich beim Malen folgen kann. Daraufhin schichte ich die Pigmente aufs Papier und verwische sie mit den Handflächen und meinen Fingern. Ich benutze dabei Softpastell, das sich so trocken anfühlt wie Holzkohle. Die einen würden sagen, ich würde malen, ich bezeichne es aber immer als Zeichnen. Eines meiner Markenzeichen ist der abrupte Übergang von der einen in die andere Pastellfarbe. Manchmal erfinde ich das Wasser oder den Himmel neu, verändere die Form des Eises oder kombiniere mehrere Bilder, um eine ganz neue, ausgewogene Komposition zu erschaffen. Zu 90 Prozent bleibe ich allerdings der Szene treu, die ich draußen in der freien Natur beobachtet habe und die sich in mein Gedächtnis eingebrannt hat.
FACES: Wie beschreibst du das Kunstwerk, das du für Vacheron Constantin kreiert hast, und welche Emotionen sollen die Menschen beim Betrachten erleben?
Zaria Forman: Für die Ausstellung von Vacheron Constantin im Harpa Center habe ich mehrere Werke auf mehreren Medien erschaffen. Meine Pastellzeichnung auf Papier zeigt etwa eine Szene am Diamond Beach. Der enorme Zoom lässt uns die Tiefe des Eises besser verstehen und die Verletzlichkeit davon begreifen. In einem Video habe ich zudem das Schmelzen des Eises dokumentiert. Hier sind die schäumenden Wellen zu sehen, die gegen das Ufer und das Eis klatschen, und das warme Sonnenlicht, das die Eiskristalle ganz unterschiedlich beleuchtet. Die Fellsfjara-Prototypen versinnbildlichen auf abstrakte Weise, was im Video zu sehen ist. Meine Idee war, dass die BetrachterInnen um die Werke herumgehen können, um das sich im Eis brechende Sonnenlicht und dessen Tanz und Bewegung zu erleben. Die Psychologie lehrt uns, dass der Mensch aufgrund von Emotionen handelt und darauf basierend seine Entscheidungen trifft. Studien wiederum beweisen, dass Kunst unsere Emotionen beeinflusst. Ich zeige die Schönheit dessen, was wir unbedingt schützen müssen, anstatt einmal mehr die schrecklichen Auswirkungen des Klimawandels hervorzuheben. Ich hoffe, die Menschen mit meiner Kunst und dem Hinweis auf die Schönheit dieser Landschaften dazu zu inspirieren, sie zu schützen.
Zaria Forman
Für Vacheron Constantin und dessen Overseas Kollektion hat sich die Amerikanerin Zaria Forman nach Island begeben, um dort Inspirationen für ihre Kunst zu sammeln. Ihre Eindrücke verarbeitet sie auf der Leinwand und als Installationen, die im Rahmen der Ausstellung „Fellsfjara Preview“ im Harpa Center in Reykjavik zu sehen sind.
harpa.is
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Fotos: © Vacheron Constantin