17 Staffeln. Das muss man erst mal sacken lassen. Heidi Klum macht sich aktuell zum 17. Mal auf die Suche nach neuen Gesichtern, die bald den Laufsteg beherrschen. Zwischen den Drehs haben wir uns die Model-Mama geschnappt und mit ihr übers Business gesprochen, über den Kartoffelsalat ihrer Oma und weshalb Print nie aus der Mode kommt.
FACES: Gratulation zur 17. Staffel Germany’s Next Topmodel! Welches waren deine Highlights der vergangenen Jahre?
Heidi Klum: Mein Highlight sind jedes Jahr aufs Neue die Kandidatinnen. Und dieses Jahr noch mal mehr! Das ist wirklich eine ganz besondere Staffel. Das Thema Diversity steht an erster Stelle, und das hat sich noch nie so gut in dem Cast widerspiegelt wie in dieser Staffel. Es ist immer interessant, die Models über all die Wochen kennenzulernen. Manche machen in dieser Zeit eine so beeindruckende Wandlung durch. Und damit meine ich nicht nur als Model, sondern auch auf der persönlichen Ebene. Ich höre immer wieder, dass sie sich selbstbewusster fühlen, weniger ängstlich sind und sich selber mehr respektieren und besser kennengelernt haben. Sie gehen an ihre Grenzen und wachsen über sich hinaus. Dieses Jahr ist es doppelt spannend zu sehen, wie die Kandidatinnen sich entwickeln und wen die Kunden buchen. In Staffel 17 sind es 31 Mädchen UND Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Unser kleinstes Model, Kashmira, ist 1,54 Meter groß, unser jüngstes Model ist 18, die kleinste Kleidergröße ist eine 30. Unser größtes Model ist 1,95 m, das älteste 68, und die größte Kleidergröße ist eine 54. Drei von 31 sind im Cast über 50: Barbara ist 68, Lieselotte 66 und Martina 51. Martina hat sogar ihre 18-jährige Tochter Lou-Anne (18) dabei, die es ja auch auf euer Cover geschafft hat. Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut – ich finde, Lou-Anne hat einen ganz besonderen, sehr modernen Look. Sie hat einfach etwas ganz Besonderes, man kann und möchte den Blick gar nicht mehr von ihr abwenden.
F: Was macht GNTM so erfolgreich?
Heidi Klum: Ich glaube, es ist einfach spannend, Menschen dabei zuzuschauen, wie sie dafür kämpfen, ihrem Traum ein Stück näher zu kommen; genauso wie die Kunst der Inszenierung vom normalen Mädchen zum Topmodel in einem Fotoshooting oder bei einer Modenschau. Die Verwandlung von „normal“ zu „top“ ist spannend mitzuverfolgen – auch für mich, wenn ich live daneben stehe. Außerdem gebe ich mir jedes Jahr aufs Neue große Mühe, wichtige Designer, schöne Locations und große Stars an den Start zu bekommen. Ich will die Reise für meine Kandidatinnen und für die Zuschauer zuhause so aufregend und schön wie möglich gestalten.
F: Was hat sich seit der ersten Staffel GNTM am meisten verändert?
Heidi Klum: Die Branche hat sich verändert – zum Glück, meiner Meinung nach. Es gibt so viele unterschiedliche wunderschöne Frauen auf dieser Welt. Die möchte ich jetzt alle vorstellen, die große Vielfalt an Körpergrößen, Hautfarben, Haarfarben und Alter.
F: Auf welche Erfolge deiner Gewinnerinnen bist du besonders stolz?
Heidi Klum: Lena Gercke wird als allererste Gewinnerin natürlich immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben. Ich hätte mir keine bessere erste Gewinnerin vorstellen können. Sie ist ihren Weg gegangen und ist super erfolgreich. Nicht nur als Model, sondern auch als Moderatorin und Designerin. Es war auch ein ganz besonderer Moment, als sie dann das erste Mal neben mir in der Jury saß. Die Zeit verfliegt immer so schnell – es ist 17 Jahre her, dass ich Lena im allerersten Finale zu GNTM gekürt habe.
F: In der aktuellen Staffel konntet ihr endlich wieder in deine Heimat, nach Los Angeles. Weshalb liegt dir die Stadt so sehr am Herzen, und was hat sie, was andere Orte auf der Welt nicht haben?
Heidi Klum: Los Angeles liegt mir in allererster Linie so am Herzen, weil es das Zuhause meiner Familie ist. Bis auf Leni sind all meine Kinder hier geboren. Sie gehen hier zur Schule, haben ihre Freunde hier, unser ganzes Familienleben spielt sich hier hab. Und ich beschwere mich auch nicht darüber, jeden Morgen aufzuwachen und in einen blauen Himmel zu schauen. Es macht für mich am meisten Sinn, wenn wir in Los Angeles drehen, damit ich gleichzeitig bei meiner Familie sein kann. Und auf der anderen Seite ist es natürlich auch für die Sendung und die Kandidatinnen toll. L.A. regt zum Träumen an, und genau das ist es ja, worum es bei GNTM geht – Mädchen und Frauen, die ihre Träume verfolgen.
F: Welche Rolle spielt Social Media beim Modelberuf?
Heidi Klum: Mir persönlich macht Social Media Spaß. Wenn das nicht so wäre, würde ich nicht so viel teilen. Natürlich haben Instagram und Co. auch viele Schattenseiten, aber am Ende des Tages kann jedes Model für sich entscheiden, ob und wie viel es auf Social Media teilt. Man kann Instagram ja theoretisch auch als rein virtuelles Modelbook nutzen. Ich finde es schön, auch private Momente zu teilen. Was und wie viel ich teile, liegt ja allein bei mir.
F: Wie wichtig ist „Personality“ für ein Model?
Heidi Klum: Die Leute wollen wissen, wer die Person hinter dem schönen Gesicht ist. Deshalb lässt sich jeder etwas einfallen, wie er gesehen werden und was er auf Instagram teilen möchte. Ich zum Beispiel sehe ständig unheimlich viele coole neue Klamotten. Ich teile gerne mit meinen Followern, was mein Stylist auf der ganzen Welt für mich findet. Er stylt auch Jennifer Lopez, Gwen Stefani, Ciara und noch viele mehr. Durch ihn lerne ich oft die neusten Farben, Schnitte und Designs kennen. Mir macht es einfach Spaß, Fashion-Bilder zu posten und die Mode mit meinen Followern zu teilen!
F: Wie wichtig sind Printmagazine für das Modelbusiness?
Heidi Klum: Als ich angefangen habe zu modeln, war genau das immer mein größter Traum: coole Editorials für Printmagazine zu shooten. Und natürlich ein Cover zu kriegen. Ich glaube, die Wichtigkeit von Printmagazinen wird auch trotz Social Media und Co. nicht abnehmen. Ein Covershoot ist und bleibt etwas ganz Besonderes für jedes Model.
F: Was magst du an FACES?
Heidi Klum: Die Diversity. Es macht mich happy zu sehen, wenn die Branche sich öffnet. Ich denke, ihr habt mit Lou-Anne genau die richtige Wahl für euer Cover getroffen. Sie sieht toll aus, hat einen interessanten Look und einen mega Wiedererkennungswert. Und genau darauf kommt es doch an, oder?
F: Welchen deiner Jobs wirst du nie vergessen?
Heidi Klum: Die Liste ist lang! Aber um einen zu nennen: Als ich eine komplette Vogue-Ausgabe geschossen habe. Ich war damals schwanger und musste mich in alle Outfits reinquetschen. Ich habe aber nicht die Schwangerschaft, sondern das leckere Essen meiner Mutter dafür verantwortlich gemacht, zugenommen zu haben! Mein Baby war nämlich noch nicht alt genug, um die Neuigkeiten mit der Welt zu teilen.
F: Wo willst du unbedingt noch hin?
Heidi Klum: Auf die Hochzeiten meiner Enkelkinder.
F: Welches Erbstück hängt bei dir im Schrank, das dir besonders am Herzen liegt?
Heidi Klum: Ich habe einen alten, völlig zerkratzten Metalltopf, in dem meine Oma immer Kartoffelsalat gemacht hat. Er hat einen dicken Aufkleber, damit niemand auf die Idee kommt, ihn wegzuschmeißen.
F: Was ist dein persönliches Erfolgsgeheimnis?
Heidi Klum: Spaß haben! Ich bin immer am besten in den Dingen, die mir wirklich Spaß machen. Auch wenn ich am Anfang meiner Karriere für mein Dauergrinsen belächelt wurde, haben mich der Spaß und die Leidenschaft für diesen Job dahin gebracht, wo ich heute bin. Natürlich gehört neben all dem Spaß auch etwas Fleiß dazu! (lacht)
F: Welchen Ratschlag hättest du dir zu Beginn deiner Karriere gewünscht?
Heidi Klum: Ich habe schon immer auf mein Bauchgefühl gehört und weniger auf das, was andere mir gesagt haben. Deswegen hätte ich wahrscheinlich auch mit schlauen Ratschlägen alles genauso gemacht. Ich bin sehr glücklich darüber, denn dieser Weg hat mich nicht nur zu einem Job geführt, der mir sehr viel Spaß macht, sondern auch zu meinen vier großartigen Kindern und meinem wundervollen Ehemann.
F: Wann fühlst du dich besonders schön?
KHeidi Klum: Wenn ich mit meinem Ehemann zusammen bin. Zum einen gibt er mir immer das Gefühl, die schönste Frau auf der Welt zu sein, und zum anderen bin ich nirgendwo auf der Welt so glücklich wie bei ihm und meinen Kindern. Und glückliche Menschen strahlen meiner Meinung nach automatisch anders.
Heidi Klum
Man sieht sie ihr nicht an, die 30 Jahre Modelbusiness, aber man spürt sie. Heidi Klum ist ein Vollprofi in Sachen Medien und Modeln und hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihr Wissen weiterzugeben. 1992 wird sie mit 18 von Thomas Gottschalk in dessen Late-Night-Show entdeckt, erhält einen Model-Vertrag und ordentlich Starthilfe für ihre Karriere. Das Abi in der Tasche, schlägt sie das Modedesign-Studium in Düsseldorf aus, übersiedelt in die USA und steht 1997 zum ersten Mal für Victoria’s Secret auf dem Laufsteg. Ein Jahr später: der Durchbruch dank eines Covers der Sports Illustrated. Seitdem kennt die Welt Klums Gesicht. Heidi ist clever und weiß: Modeln ist nichts für die Ewigkeit. Sie schreibt Bücher, produziert TV-Shows, schauspielert, moderiert und schafft mit Germany’s Next Topmodel 2006 schließlich ein Rennpferd, das bis dato nicht an Geschwindigkeit eingebüßt hat.
Hier geht’s zum Interview mit dem GUESS-Gründer Paul Marciano.