Sie sind bunt und pastellfarben, die Kollektionen von Marina Hoermanseder, die die Wiener Designerin mit Riemen und Schnallen versieht. Mit letzteren verpasst Hoermanseder nun auch dem Rado-Klassiker Captain Cook einen neuen Look. Weshalb das Leder-Handwerk die 35-Jährige so fasziniert und welche Schätze in ihrem Kleiderschrank schlummern, verrät sie im Interview.
FACES: Du hast an diversen Mode-Schulen studiert. Wie wichtig sind diese, um als Designer später erfolgreich zu sein?
Marina Hoermanseder: Eine gute Ausbildung ist wichtig. Eine Ausbildung kann dir aber auch nur Werkzeuge in die Hand geben, die du dann selber nutzen musst. Inspiration und Kreativität ist et was, das man nicht lernen kann. Dabei stellt sich nicht so sehr die Frage danach, wo oder wie renommiert eine Schule ist, auf der man lernt.
F: Leder, Riemen und Schnallen sind deine Markenzeichen. Was fasziniert dich an diesem Material und dieser Hardwear?
MH: An Leder hat mich immer schon das Handwerk fasziniert, die Verarbeitungsschritte von dem gegerbten Lederstück bis hin zum Kantenschleifen, färben, das ganze Walken. Dass man Leder per Handarbeit so bearbeiten und in eine ganz neue Form bringen kann – das ist das, was mich am meisten fasziniert.
F: Du lancierst gerade dein neues Label Hoermanseder. Was dürfen wir hier erwarten?
MH: Eine neue Version meiner Marke, die eine jüngere Zielgruppe anspricht. Tragbarer, edgier, cooler, aber genauso poppig, funky und nahbar wie Marina Hoermanseder.
F: Dein neuester Coup ist eine Uhr mit Rado. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
MH: Es war immer schon mein Traum, eine eigene Uhren-Kooperation zu machen und so meine eigene Uhr zu entwerfen. Meiner Meinung nach sind Uhren-Armbänder prädestiniert dafür, sie mit Leder-Schnallen zu verzieren. Allerdings habe ich auf den perfekten Partner gewartet, um das umzusetzen. Es kam nicht in Frage, mit einem Schmuckuhren-Hersteller zu kooperieren. Ich wollte echtes Schweizer Uhrenhandwerk und von der Kunst der Uhrmacherei lernen.
F: Was hat dich zum Look dieses Modells inspiriert?
MH: Ich wollte der zeitlosen Captain Cook mit meinen pastellfarbenen Schnallen einen Neuanstrich verpassen. Sie sollte sehr weiblich werden, weil das Modell eigentlich sehr gross ist. Die Idee war, ein Objekt zu haben, das man zeitgleich als Armband verwenden kann, weil eine Uhr einfach auch so viel mehr sein kann als ein Zeitmesser.
F: Was hältst du von Instagram?
MH: Instagram ist die für mich wichtigste Social-Media-Plattform. Um Brand Awareness zu schaffen und Produkte zu bewerben, mich selbst zu positionieren und um mit meinen Kunden und meiner Community im direkten Austausch zu sein und dabei einer breiten Masse an Menschen die Person hinter dem Label Marina Hoermanseder näher zu bringen.
„Eine Uhr kann einfach so viel mehr sein als ein Zeitmesser.“
F: Was schaust du dir auf Instagram an, und für welchen Kanal, dem du folgst, schämst du dich?
MH: Im Newsfeed werden ja immer die Inhalte angezeigt, die der Algorithmus für dich als interessant empfindet. Bei mir kommen da hauptsächlich Hunde- und Spass-Videos, und das ist tatsächlich auch das, was ich am meisten konsumiere, Tier-Videos und lustige Geschichten. Aber natürlich bin ich auch immer auf der Suche nach Inspirationen. Ich schaue mir viele Outfit-Blogs an, viele Mode-Feeds und diejenigen von Magazinen. Ich bin ein Mensch, der sich eigentlich selten für etwas schämt. Ich würde meine Liste an Social-Media-Accounts, denen ich folge, und auch Fernsehserien, die ich schaue, ohne Probleme offen legen.
F: Du bist seit Kurzem Mutter. Was ist genau so, wie du es dir vorgestellt hast, und was ist komplett anders, als du es erwartet hättest?
MH: Es stimmt, wenn alle sagen, die Zeit vergeht viel zu schnell, und die Kinder werden so schnell gross. Ich hätte nicht erwartet, dass es so einfach wird und unsere Lotti unser Leben mit uns mitmacht, sich alles ineinander fügt und so gut funktioniert.
F: Welches sind die grössten Herausforderungen, denen du dich aktuell stellst?
MH: Wenn man sagt ‚alles unter einen Hut bringen‘, trage ich aktuell sehr viele Hüte. (lacht) Unternehmerin, Designerin, Mutter, Partnerin, Freundin, Tochter… bei meinem Pensum allen Dienststellen gerecht zu werden, ist aktuell die grösste Herausforderung – der ich mich aber gerne stelle.
F: Wie bist du dort hingekommen, wo du heute bist?
MH: Mit viel Fleiss und Eifer.
F: Was würdest du rückblickend anders machen?
MH: Ich würde mehr darauf vertrauen, dass alles gut wird.
F: Auf welchen deiner Erfolge bist du besonders stolz?
MH: Auf jeden einzelnen. Eine Kooperation wie die mit Rado ist für mich wie ein Ritterschlag. Dass mir solche Partner so viel Vertrauen entgegen bringen und dabei immer auch irgendwie ihre Markenidentität in meine Hände legen, zeigt mir, dass ich an vielen Stellen Vieles richtig gemacht habe.
F: Was würdest du gerne können?
MH: Mit Hunden sprechen.
F: Was läuft in der Mode-Branche falsch?
MH: Momentan habe ich das Gefühl, dass das Handwerk und der Beruf eines Designers ein bisschen verwässert werden. Man bekommt aufgrund der Fülle an Design-Kooperationen das Gefühl, dass jeder Designer sein kann. Das macht das Handwerk kaputt, das wir gelernt haben. Schnitterstellung, Zeichnen, technische Details, das gehört alles zum Design-Prozess dazu.
F: Wie stellst du dir die Mode-Branche in zehn Jahren vor?
MH: Ich bin gespannt darauf, wie es in zehn Jahren sein wird. Ich denke, es wird weiterhin die eingesessenen Couture-Labels geben und hoffe, dass diese auch weiterhin auf echte Couture und Handarbeit setzen. Es werden noch unzählige neue Brands kommen und gehen. Meiner Meinung nach werden sich auch die Kundschaft, die Kunden und der Markt verändern. Es geht mehr in Richtung Nachhaltigkeit, da wird viel investiert. Slow Fashion wird ein Thema werden, alles wird langsamer.
F: Wie sieht dein Kleiderschrank aus, und welches sind deine bestgehüteten Schätze?
MH: Mein Kleiderschrank ist bunt und wirr, es gibt von allem etwas. Meine bestgehüteten Schätze sind sicherlich die Paillettenkleider und Röcke, die ich zwar viel zu selten anziehe, über deren Dasein ich mich allerdings jedes Mal freue, wenn ich sie im Kleiderschrank entdecke.
F: Blickst du positiv gestimmt in die Zukunft, und was lässt dich hoffen?
MH: Ich blicke immer positiv in die Zukunft. Alles, was momentan passiert, lässt mich hoffen, dass es genauso positiv, schön und erfolgreich weitergeht – dafür werde ich aber auch weiterhin hart arbeiten und nicht nur hoffen.
F: Was tust du, wenn du Dampf ablassen musst?
MH: Ich gehe auf die Hundewiese. Dort bin ich nur Hundebesitzer. Da spricht man miteinander nur über die Hunde und nicht über etwaige Alltagsprobleme.
F: Welcher Ort ist dein liebster?
MH: Der liebste Ort ist mit meiner Familie, und das ist in keinster Weise geografisch gebunden.
F: Womit belohnst du dich?
MH: Mit Süssigkeiten und Trash-TV.
F: Welchen Spruch kannst du nicht mehr hören?
MH: ‚Kinder oder Karriere.‘
Hier geht’s zum Interview mit dem Münchner Original, Fotograf und Model Simon Lohmeyer