1001 Nacht kann einpacken, denn diese Geschichte liegt quasi vor unserer Haustür. Dort, wo HistorikerInnen an jeder Ecke in Ekstase verfallen, wo sich die Macht über Europa einst bündelte und Könige und Kaiser um ihre Positionen rivalierten, befindet sich der Palazzo Vilòn, dessen Interieur und Architektur uns mitten in die italienische Historie verfrachtet.
FACES: Wie sind Sie zur Hotellerie gekommen?
Martina Avitabile: Ich habe Tourismus und Wirtschaft studiert. Nachdem ich meinen Master in Tourismusmarketing und Gastgewerbe an der Universität Bournemouth in England abgeschlossen hatte, beschloss ich, nach Italien zurückzukehren. Dort fand ich sofort einen Job in einem 5-Sterne-Hotel in Rom – von diesem Zeitpunkt an war es um mich geschehen, und ich habe die Hotelbranche nie wieder verlassen. Sie ist meine größte Leidenschaft.
F: Wie beschreiben Sie den Palazzo Vilòn in Rom einem Satz?
MA: Der Palazzo Vilòn ist das bezaubernde Refugium adliger FreundInnen mitten im Herzen von Rom.
F: Führen Sie uns durch die einzelnen Schritte Ihres Resorts von der Idee bis zum fertigen Hotel!
MA: Die Idee war, das Angebot des Hotels Vilòn zu erweitern und den noblen Flügel des Palazzo Borghese in den Palazzo Vilòn zu verwandeln. Damit wollten wir unseren Gästen die Möglichkeit geben, Rom in einem völlig anderen Licht und aus einer neuen Perspektive zu genießen. Die Menschen sollten die einmalige Gelegenheit erhalten, die Ewige Stadt so zu erleben, wie es die Prinzessinnen und Prinzen der Familie Borghese im 16. Jahrhundert taten. Während des gesamten Aufenthalts atmet man die Geschichte und Schönheit des Palazzo Vilòn ein.
F: Aus welchen Gründen sollten wir unbedingt im Palazzo Vilòn übernachten?
MA: Die Lage des Palazzo ist ideal und einfach perfekt, um das wahre Rom zu entdecken. Zudem bietet er eine einzigartige Aussicht auf die geheimen Gärten des Palazzo Borghese, und was unser talentierter Küchenchef Gabriele Muro und seine Brigade auf den Tisch zaubern, ist jederzeit einen Aufenthalt wert.
Arbeiten als Hotelier
F: Welche Aspekte Ihres Berufs als Hotelier empfinden Sie als besonders spannend und welche sind eher langweilig?
MA: Um ein guter Hotelier zu sein, muss man den richtigen Sinn für Gastfreundschaft besitzen und sich ganz auf den Komfort und die Zufriedenheit seiner Gäste konzentrieren. Meiner Meinung nach ist dies der aufregendste Teil meiner Arbeit, dazu beizutragen, den Aufenthalt jedes einzelnen Gastes so einzigartig und unvergesslich wie möglich zu gestalten und diesen in eine Erinnerung zu verwandeln, die der Gast für immer in Ehren hält. Ich liebe meinen Job, nur der Teil, der mit Zahlen zu tun hat, gefällt mir nicht so gut. (lacht)
F: Woran müssen Hoteliers denken, worüber sich andere keine Gedanken machen?
MA: Ein guter Hotelier muss an jedes kleine Detail denken, nichts darf dem Zufall überlassen werden.
F: Worüber machen Sie sich zu viele Gedanken?
MA: Das Wohlbefinden und das Glück unserer Gäste sind meine Hauptanliegen, ebenso wie die Zufriedenheit, Motivation und das Engagement meines Teams. Es ist mir enorm wichtig, stets den besten Service zu bieten und ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle wohlfühlen – Gäste wie MitarbeiterInnen.
F: Wie sind Sie als Chefin?
MA: Ich würde mich eher als Anführerin denn als Chefin bezeichnen. Die Unterstützung meines gesamten Teams ist entscheidend, um erfolgreich zu sein. Deshalb tue ich mein Bestes, um meinen MitarbeiterInnen das Gefühl zu geben, dass sie als Person gesehen und verstanden und ihre Arbeit wertgeschätzt wird. So schaffe ich es, sie jeden Tag aufs Neue zu motivieren, damit wir als Team stets gute und immer bessere Leistungen erbringen können.
F: Was macht eine gute GastgeberIn aus?
MA: Die Fähigkeit, den Gästen das Gefühl zu geben, dass sie sich bei uns genauso wohlfühlen wie zuhause – nur besser.
Die lieben Gäste
F: Welche Gäste mögen Sie am liebsten?
MA: Die Gäste, die ich am meisten mag, sind Hochzeitspaare, die unser Hotel als Ausgangspunkt für ihre aufregende gemeinsame Reise wählen.
F: Was stört Sie an Gästen?
MA: Ich schätze alle unsere Gäste, ohne Unterschied. Natürlich sind einige von ihnen vielleicht schwieriger zu handhaben, aber das ist Teil des Jobs.
F: Welche Erwartungen haben Sie an Ihr Hotel?
MA: Diese außerordentlich schöne römische Residenz soll zu einem der bedeutendsten Objekte der kapitolinischen Hotellerie werden und ein noch nie dagewesenes Erlebnis bieten, das mit Schönheit, Kunst und Geschichte verbunden ist.
F: Wie haben sich die Erwartungen Ihrer Gäste im Laufe der Jahre verändert?
MA: Die Erwartungen der Gäste steigen von Jahr zu Jahr, und die KundInnen werden von Tag zu Tag anspruchsvoller. Die Reisebranche hat sich im vergangenen Jahr erheblich verändert, hat doch eine deutliche Verlagerung hin zu Last-Minute-Reisen stattgefunden. Die eigentliche Herausforderung besteht heute darin, mit den auch kurzfristig ankommenden Anfragen Schritt zu halten.
F: Worauf achten Sie, wenn Sie selbst zu Gast sind?
MA: Sauberkeit und die Lage der Unterkunft sind für mich bei der Auswahl eines Hotels entscheidend.
Das Leben schreibt die besten Geschichten
F: Welche Geschichte müssen Sie uns unbedingt erzählen?
MA: Jeder Gast hat seine eigene Geschichte, und es ist aufregend, ein Teil davon zu sein. Besonders berührt und in Erinnerung geblieben ist mir diese Geburtstagsüberraschung für eine Dame, die dank unserer und der Hilfe ihres Mannes nach fünf Jahren ihre Tochter in Rom wieder in die Arme schließen konnte.
F: Was unterscheidet ein gutes von einem großartigen Hotel?
MA: Die Liebe zum Detail und tadelloser Service.
F: Wo steht heute Ihr eigenes Bett?
MA: Mein eigenes Bett steht in Rom – ich lebe hier, seit ich ein Teenager war. Dennoch bin ich in Sizilien geboren, und dort liegt mein Herz.
Palazzo Vilòn
Schön sind sie ja, diese Hotels, aber eine Sehenswürdigkeit? Im Palazzo Vilòn in Rom ist die Antwort offensichtlich, liegt die Erweiterung des Hotels Vilòn doch im historischen Gebäude des Palazzo Borghese, der einst der päpstlichen Familie ein Zuhause bot. Tatsächlich residiert der Borghese-Erbe Scipione noch immer in den Stockwerken direkt über dem Palazzo Vilòn – authentischer geht’s nicht. Wer in diesen Räumlichkeiten versucht, ein Auge zu zu kriegen, scheitert kläglich, springen die Lider doch stets wieder auf, um ja keines der Details zu verpassen, keine Freske, keine Büste, kein Bild und keinen Teil der Geschichte, die hier durch jede Ritze drückt. Mit viel Sorgfalt wurde das Original-Gemäuer restauriert, um die Wandgemälde aus dem 17. Jahrhundert und das Marmormosaik auf dem Fußboden genauso zu bewahren wie den Charme dieses majestätischen Anwesens.
Das hält Martina Avitabile von…
Kreuzfahrtschiffen:
nicht gerade meine liebste Art, Urlaub zu machen.
Buffet-Essen:
altmodisch.
All-inclusive:
passt und funktioniert in großen Resorts.
Trinkgeld:
ist eine schöne Geste, wenn man mit dem Service zufrieden war.
Hunden im Restaurant und im Hotel:
prinzipiell ja, wobei es auf das Anwesen ankommt.
Kindern im Restaurant und im Hotel:
natürlich, immer.
Dresscodes:
braucht es in gewissen Situationen.
TripAdvisor:
ist ein nützliches Tool für UrlauberInnen, wobei mir die Glaubwürdigkeit der dort bereitgestellten Informationen zu denken gibt.
OTAs:
verändern die Hotelbranche und machen UrlauberInnen abhängiger, wenn sie eine Reise planen.
Nachhaltigkeit:
ist ein absolutes Muss, um unsere Ressourcen auch für nachkommende Generationen zu schützen.
Alle Infos zum Palazzo Vilòn gibt unter hotelvilon.com.
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Teaserfoto & Fotos: © Palazzo Vilòn