Seine Prints sind so erfrischend wie Campari Soda auf Eis und seine Kleider pures Urlaubsgefühl. TASCHEN widmet Emilio Pucci ein Werk, das mindestens so schwer wiegt wie dessen Erbe, und packt darin Skizzen und Fotografien aus dieser Zeit, in der Pucci erst Capris Jet-Set und danach die ganze Mode-Welt verzückte.
Ein Paradiesvogel umzingelt von Raben. So könnte man Emilio Pucci beschreiben. Während er mit Farbe um sich schmiss wie Gläubige zum indischen Holi-Festival, hielten sich Prada, Gucci und Co. bedeckt. Die Welt war Puccis Tuschkasten und dessen Farben seine DNA. Dabei sah lange Zeit nicht alles danach aus, als würde sich der Sprössling adeliger Vorfahren überhaupt zur Mode-Clique gesellen. Pucci büffelte fürs Studium, in Mailand, Florenz und den USA. Papa wollte das so, und Graf Pucci widersprach man nicht. Tatsächlich machte sich der in Neapel geborene Italiener allerdings nicht nur hinter der Schulbank gut, sondern auch auf den Skiern. 1934 gesellte er sich zur olympischen Skimannschaft Italiens, fuhr mit anderen Nationen um die Wette und erlangte durch seine sportlichen Erfolge Stipendien, um den eigenen Wissensdurst und den väterlichen Erfolgshunger gleichfalls zu stillen. Emilio Pucci störte sich an den langweiligen Anzügen, die er und sein Team tragen mussten, während sie auf gewachsten Brettern den Hang runter sausten. Kurzum nahm er das Entwerfen der Uniformen selbst in die Hand und setzte damit die Weichen für sein weiteres Schaffen. Doch es verging noch eine Weile, bis Pucci seine Berufung finden sollte. Mit dem Zweiten Weltkrieg wurde die Welt grau. Der 25-jährige Pucci fand sich als Flieger-Hauptmann eines Torpedobombers mitten im Gefecht wieder und machte mit seinem Einsatz einmal mehr die Familie stolz. Zwei Jahre, nachdem Europa wieder zur Ruhe gekommen war, spann Emilio Pucci den Faden weiter und entwarf ein Skioutfit, das die Zeitschrift Harper’s Bazaar feierte wie die neuen Entwürfe des damaligen Mode-Lieblings Christian Dior. Was Pucci entwarf, war anders. Bunter, farbiger, das strotzte vor Lebenslust und verkaufte sich besser als Zitronensorbet an einem heissen Sommertag. Auf Capri eröffnete er seine erste Boutique, verzichtete dabei allerdings auf die Nennung seines berühmten Nachnamens. Was bei Emilio im Schaufenster hing, trugen bald nicht mehr nur die Damen des italienischen Jet-Sets, sondern auch Sophia Loren, Grace Kelly oder Marilyn Monroe. Die luftigen Kleider, Blusen und Capri-Hosen machten sich gut an der italienischen Riviera und versprühten selbst dort Urlaubsgefühle, wo der hektische Alltag die Lebenslust zurück in die Aktentasche pferchte. Denn was Emilio Pucci beherrschte wie kein zweiter: die Kreation von Prints und Farben. Rund 510 Farbnuancen sollten es bis zu seinem Tod 1992 sein, die Pucci in seine Palette einfügte. Während sein Unternehmen wuchs wie die Touristenmenge auf Capri, verhalf Pucci in den 60ern den Flugbegleitern von Braniff International Airways zu neuen Uniformen und entwarf später gar das Logo für die Apollo-15-Mission der NASA. 1985 gesellte sich seine Tochter Marchesa Laudomia an den Kreativtisch, die später nicht nur das Unternehmen führte, sondern dessen 70 Prozent im Jahr 2000 an den Luxuskonzern LVMH verkaufte. Letzterer verpflichtete 2002 den Franzosen Christian Lacroix als Chefdesigner, dessen Platz von 2005 bis 2008 der Engländer Matthew Williamson übernahm. Seit Oktober 2008 sitzt der norwegische Designer Peter Dundas an der Spitze des Labels und versucht nach Puccis Vorbild Kollektionen zu gestalten, die dem Paradiesvogel der Mode gerecht werden.
Pucci. Updated Edition
Rund fünfeinhalb Kilogramm wiegt die Hommage, die der TASCHEN Verlag Emilio Pucci mit dem nach ihm benannten Buch macht. Zu finden sind darin die Drucke und Prints, die dem italienischen Designer die Bewunderung der Mode-Branche einbrachten und Sophia Loren oder Marilyn Monroe zu seinen Fans machten. Skizzen und Fotografien fügen sich Seite an Seite und erzählen die Geschichte eines Mannes, dessen modische Karriere mit Skibekleidung begann. Verschiedene Pucci-Originalmuster zieren das Cover jedes Bandes, der gekleidet in Stoffmuster daherkommt. Ein Objekt der Begierde jedes Pucci-Fans und Platz Eins auf der Liste des Habenwollens von allen, die Coffee-Table-Books so sehr lieben wie Emilio Pucci seine Prints. Vanessa Friedman, Alessandra Arezzi Boza, Armando Chitolina, „Pucci. Updated Edition“, Hardcover, 5,45 kg, 448 Seiten, TASCHEN Verlag, ca. 200.– (www.taschen.com)