Der Name Grace Jones passt zum Körper wie ein Massanzug. Mit der Anmut eines schwarzen Panthers pirscht sich Grace Jones durchs Showgeschäft, teilt mit Löwen und Leoparden die Bühne, lässt Tanzflächen vibrieren und Männer in Ohnmacht fallen. Unter anderem James Bond.
Grace Jones – die Schauspielerin
„What do you do to take a man?“, möchte Prinzessin Jehna von Zula der Amazone wissen. „I grab him“, faucht diese. „And take him!“ Noch mehr als in „Conan The Destroyer“ 1984 zeigt Grace Jones ihr Bissigkeit höchstens zwei Jahre später – als stripteasende Vampirfrau in „Vamp“, ein Bodypainting von Visual-Art- Superstar Keith Haring auf der dunklen Haut. Andy Warhol ergözt sich bereits in den späten Siebzigern an dem Körper, der zum Angeifern erschaffen scheint. Er knipst Grace Jones hundertfach, feiert mit ihr und seiner Entourage legendäre Partynächte im New Yorker Studio 54. Jones‘ Stylist und zukünftiger Ex-Ehemann Jean-Paul Gaude schneidert ihr den androgynen Schulterpolster-Flat-Top- Look auf den Leib, der sie zur Ikone macht. Und spätestens ihr Überhit „Slave To The Rhythm“ krönt das frühere Edel- Groupie zur Queen Of Gay Disco.
Die Sängerin Grace Jones
Der Rhythmus fliesst in ihren Adern, seit sie auf Jamaika das von Cannabisdunst getrübte Licht der Welt erblickt. Krass, 74 Jahre ist das schon her! Mehr denn als Sängerin versteht sich Grace Jones als Gesamtkunstwerk, als Performerin in einer Weise, wie sie heute Lady Gaga praktiziert. Mit „One Man Show“ führt Grace Jones in den Achtzigern ein berauschendes New-Wave-Variété auf, samt Raubkatzen und ausgeflippten Kostümen. Dass die ellenlangen Traumbeine den Schritt nach Hollywood wagen, ist mehr logische Konsequenz als Überraschung. „Diese Frau ist einfach too tough“, jammert ausgerechnet der barbarische Arnold Schwarzenegger nach Jones‘ Blockbuster-Premiere. Diese Dame braucht eben einen echten Kerl. Den findet sie 1985 im Cast des 007-Agentenstreifen „A View To Kill“. Nicht in Roger Moore, den sie als Killerin May Day mit Küssen und Kung-Fu-Tritten ausknockt. Sondern im schwedischen Eisberg Dolph Lundgren, stählerner Kampfsportler, eine Dekade jünger, Lover und Bodyguard in Personalunion. Nach der Trennung zum Ende der Achtziger taucht Grace Jones plötzlich ab, zwei Alben bleiben unter Verschluss der Plattenfirma, zu den Modeljobs kommen nur noch ein paar Nebenrollen. Erst 2008 fegt die Comeback-Platte „Hurricane“ und anschliessende Monstertour wieder die Kritiker aus den Stühlen. Und die schwarze Amazone lechzt auch ein Vierteljahrhundert nach „Conan“ noch nach Frischfleisch. Im Song „Corporate Cannibal“ knurrt sie: „I can’t get enough prey / pray for me / I’m a man eating machine“.
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