Wenn ein Teenie ins Model-Bizz stöckelt, kann der Catwalk an die Spitze steinern sein. Crystal Renn machte der Ehrgeiz sehr hungrig, er brachte sie beinahe um. Dann legte sie zu, wurde schöner, und richtig gut.
Crystals Vater: unbekannt. Und Mama? Sie schiebt ihr drei Monate frisches Bündel der Grossmutter zu – Aufmerksamkeitsdefizit, Hyperaktivität, Ritalin sorgt für traumhaften „Ausgleich“ einer Alptraumkindheit. Für viele öffnet sich so das Tor in die Klapsmühle, Crystal Renns Weg geht anders: Sie wird Model, mit 14! Das wahre Leiden beginnt aber mit jenem Traumjob. Ein Model-Scout quatscht die Kleine aus Mississippi von der Strasse weg, macht ihr mit Gisele-Bündchen-Bildern den Mund wässrig, sie müsse „bloss“ 40 Prozent Gewicht lassen. Ein Vertrag über 250’000 Dollar, im Blitzlichtgewitter rauf und runter stöckeln, super Aussichten. „Frauen sollen verstehen, was sie sich antun, wenn sie ihren Körper mit Hunger malträtieren, nur um einem Ideal zu entsprechen“, sagt das Model, als es in der Realwelt angekommen ist. Mit 16 wiegt Renn bei 1 Meter 75 nur noch 49 Kilo. Ein bisschen Gemüse, Diät-Cola und -Pillen, dazu vier Stunden in einem und heimlich vier im nächsten Gym trimmen, das Doppelleben eines Body-Freaks. Bis zu 15 Castings pro Tag geben ihr den Rest: Panik, Herzrasen, Haarausfall, Depressionen, die Liste der Beschwerden wird länger als die der Auftraggeber, auch wenn Magersucht dort kein Fremdwort ist. „Druck von der Industrie, meiner Agentur, mir selbst? Nichts da“, sagt sie heute, „den Druck fühle ich Seitens der Öffentlichkeit und Medien“, wer sonst – eine, die auch nach dem Gang durch die Vorhölle im gleichen Business schafft, will weder den Auftraggebern noch sich selbst ans Bein pinkeln. Als Renn 17 wird, ufert alles aus. Trotz Kalorien-Boykott nimmt sie zu, sattelt drei Stunden Sportprogramm drauf, es hilft nichts. Abbruch eines Castings, Krise, Renn schüttet sich bei Ford Models das Herz aus. Die Agentur hat Verständnis, und XL-Sizes im Portfolio. Crystal gesundet, findet plötzlich Spass am Leben, so viel, dass die Top-Shots doch noch kommen: Bilder für Elle, dann Vogue Paris, Dolce&Gabbana, das vorläufige Highlight sind Einsätze für Chanel. „Ändert eure Muster, ihr Designer, macht die 40 zum Standard, dann passen dünne wie kurvige Models rein“, so eine der vielen Forderungen im Buch „Hungry“, das sie 2009 der bösen Öffentlichkeit um die Ohren haut. Diesen Sommer garniert Jimmy Choo schicke Schuhe mit der Frau, die noch, ja noch, Plus-Size-Fashion von Marina Rinaldi präsentiert. Gerüchte in Blogs machen die Runde, sie sei rückfällig geworden. „In 14 fühle ich mich auch nicht wohl. Wie viel muss ich bitte in mich reinstopfen, um so eine Grösse zu halten. Das gibt nur neue Essstörungen“, sagt das heute 25-jährige Jojo. Wir hoffen, es kommt bald zur Ruhe.