Patrick Pierazzoli: The fresh Queen
Wenn ich morgens trotz Stau und Sauwetter ganz entspannt im Auto sitze, glücklich lächle und mit dem Kopf wippe wie ein Wackeldackel auf der Hutablage, dann hat das in diesen Tagen nur einen Grund: Amber Mark. Die Tochter einer Deutschen und eines Jamaikaners, aufgewachsen zwischen Amerika, Indien und Berlin, schafft es mit ihren Songs, dass ich mich sofort grossartig fühle. Funk, Soul, Pop – alles etwas retro-angehaucht und sehr catchy. Angefangen hat für Amber Mark alles 2016, als sie ihren ersten Song „SPACE“ auf Sound-cloud hochlud. Über die Show von DJ Zane Lowe gelangte die damals 22-Jährige auf die „Hot Tracks“-Liste auf iTunes und von dort auf Platz 35 der „Global Viral Charts“. Jede Wette, dass die Kleine bald zu den ganz Grossen gehört. Wer sie vorher noch hautnah erleben will, der sollte sie sich diesen Sommer live anschauen. Zum Beispiel am 1. Juli in Berlin oder am 2. Juli in Amsterdam. Die Veranstalter des Pitchfork Music Festival beschreiben es so: „Meet Amber Mark, whose soulful pop will make you dance and cry at the same time.“
Marina Warth: 47. Breitengrad
Wenn Sie das lesen, ist er hoffentlich endlich da, der Sommer. Denn während ich es schreibe, schlägt der Regen gegen die Scheibe, und Wolken verhängen den Himmel. Liegt’s am Klimawandel, an Petrus’ schlechter Laune oder schlicht der Tatsache, dass man auf dem 47. Breitengrad vom Frühling nicht mehr zu erwarten hat? Sei es drum. Wie wichtig Serotonin für den Menschen ist, beweisen Studien, verpackt in schlaue Worte und publiziert in Magazinen, die mit unserem in etwa so viel gemein haben wie Kim Kardashian mit natürlicher Schönheit. Pathetisch formuliert: Sonne geht direkt ins Herz, jagt durch unsere Adern wie ein freudiger Vierbeiner beim Anblick seines Herrchens und schafft es, dass selbst ewige Nörgler einen Moment lang die Klappe halten. Nochmals so viel dazu, weshalb ich genug habe vom schlechten Wetter. Es gibt allerdings noch andere Arten, dem Körper Glück vorzugaukeln und den Serotonin-Spiegel in die Höhe zu treiben. Neben den offensichtlich illegalen gibt es auch ganz legale Substanzen – Sesam zum Beispiel, das sich in meinem Lieblingseis wiederfindet, das zufälligerweise auch noch meine Lieblingsfarbe trägt. Und das schlecke ich auch bei Gewitter.
Marco Rüegg: Idealmass
Eine geschlagene Yogalektion lang erfuhr ich kürzlich das Privileg, das Musterexemplar eines Frauenkörpers zu bestaunen. Schenkel, Hüfte, Taille – optimale Proportionen. Beine bis zum Boden, dazu gesundes Verhältnis von Muskeln zu Speck, betont athletisch mit Akzent auf die weiblichen Rundungen. Diesen Körper gibt es auch als Gitarre. Sie heisst Les Paul und stammt aus dem Hause Gibson in Nashville, Tennessee. Die Dame hat einige Jährchen auf dem wohlgeformten Buckel, 1952 erblickt sie das Scheinwerferlicht der Welt. Von Marley bis Dylan erliegen Rockstars ihrem Charme, Eric Clapton und Noel Gallagher legen Hand an sie, Jimmy Page und Slash stehen Pate für Signature-Modelle. Wahrscheinlich werden wir ihre Traumfigur im Zirkus des Rock’n’Roll noch einige Dekaden lang an-himmeln dürfen. Die Yogastunde hingegen war nach 55 Minuten vorbei.