Rausgehen, ausgehen und das Leben feiern! Dabei tragen wir richtig dick auf: Glitter, Farbe und eine Mähne, bei deren Anblick sich der stolzeste Löwe anerkennend zurückzieht. Riccardo Simonetti macht vor, wie es geht, got2b liefert die Produkte und wir den Applaus.
Photography: Tobias Wirth @towilive
Styling: Konstantinos Gkoumpetis @konstantinosthestylist
Hair & Make-up: Florian Ferino using got2b
Model: Riccardo Simonetti @riccardosimonetti
Production: Julia Gelau @juliagelau____
FACES: Welches Haarprodukt nimmst du mit auf eine einsame Insel?
Riccardo Simonetti: Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Will ich da geil aussehen, oder will ich mich dem Klima der Insel anpassen? Das Produkt, ohne das ich nicht leben könnte, ist ein gutes Haarspray, ein sehr starkes! Zum Beispiel „Sprühkleber“ von got2b, weil ich mein Haar föhnen muss, bevor ich es style und mit Haarspray einneble, damit meine Naturlocken nicht durchkommen. Nur das Haarspray würde mir auf einer einsamen Insel allerdings auch nichts bringen. Ich brauche dann eigentlich auch einen Haartrockner und ein Glätteisen. Wenn ich so darüber nachdenke, müsste ich mich dann doch für die Waves-Produkte von got2b entscheiden, damit ich mein Haar gar nicht erst föhnen muss, sondern auf der einsamen Insel gekonnt meinen Naturlocken fröne.
F: Langes Haar bedeutet viel Arbeit. Wie viel Zeit investierst du täglich in deine Mähne?
Riccardo Simonetti: Du musst verstehen und lernen, wann du dein Haar performen lassen kannst und wann du ihm eine Ruhephase geben musst. Wenn ich ein Shooting habe, bei dem meine Frisur mehrmals geändert wird, weiß ich, dass es für mein Haar ein intensiver Tag wird. Wenn ich es also kann, gönne ich ihm in den nächsten Tagen Ruhe. Ich bin ein Fan davon, dass man sich die Haare einmal professionell machen lässt oder sich selbst richtig Mühe gibt und dann versucht, in den nächsten Tagen die Frisur zu erhalten – zum Beispiel mit Trockenshampoo. Dann erholen sich die Haare besser. Du nimmst dir lieber genug Zeit für dein Haar und malträtierst dieses nicht jeden Tag mit Hitze. Denn genau das ist es, was es schlussendlich kaputt macht, wenn du deinem Schopf jeden Tag ein bisschen Schaden zufügst. Mein Tipp: Lieber einmal richtig machen und dann einfach weiterhin pflegen.
F: Verrätst du uns deinen ultimativen Tipp für einen Bad Hair Day?
Riccardo Simonetti: Mein ultimativer Tipp für einen Bad Hair Day wäre zum Beispiel, den got2b „Sprühkleber“ zu verwenden und dann einfach die Ansätze zurück zu gelen, um eine Art Wet-Look zu erhalten. Da müssen die Haare nicht frisch gewaschen und die Wellen nicht perfekt sein. Man braucht eigentlich wirklich keine perfekte Basis, um etwas Cooles daraus zu machen.
F: Könntest du ohne dein Haar leben?
Riccardo Simonetti: Meine Haare sind für mich wie ein Körperteil und nicht nur Deko. Sie sind immer ein Statement. Als Mann mit langen Haaren, die so aussehen wie meine, muss man sich in unserer Gesellschaft immer wieder dazu äußern. Einige stellen das ganz oft in Frage, andere finden es auch wunderschön – dieses Statement polarisiert. Mein Haar und mein Look rufen so viele Reaktionen hervor und das nicht bloß in Deutschland, sondern auch, wenn ich reise und in anderen Ländern unterwegs bin. Ich werde oft gefragt, ob ich eine Perücke trage. Ein Mann mit perfekt gestyltem Haar ist für viele sehr ungewöhnlich. Dasselbe gilt für Frauen mit kurzem Haar. Wenn man sich als Frau die Haare schneidet, muss man sich einiges anhören. „Oh mein Gott, du wirst nie wieder einen Mann finden. Männer finden das total doof“ oder „du siehst aus wie ein Junge“. Wenn man selbst in so einem dezenten Sinne mit Gender-Konventionen bricht, muss man sich darüber bewusst sein, dass man seine Lebensentscheidungen unabhängig davon macht, ob die Gesellschaft sie gut oder schlecht findet. Ich finde, das sagt sehr viel über mich als Person aus und über den Menschen, der ich bin. Deshalb sind meine Haare echt nicht einfach nur meine Haare.
Riccardo Simonetti: „Meine Haare sind für mich wie ein Körperteil.“
(Riccardo Simonetti)
F: Für welchen Preis schneidest du dein Haar ab?
Riccardo Simonetti: Wie viel muss man dir bezahlen, um deinen linken Arm abzuschneiden? (lacht) Wenn ich sie abschneiden lassen würde, müsste schon etwas ganz Krasses passieren, sowas wie eine Filmrolle zum Beispiel und dafür dann bitte den Oscar. (lacht) Unter diesen Umständen würde ich dann vielleicht einwilligen. Es ist ja nicht so, dass ich nicht wüsste, wie ich mit kurzen Haaren aussehe.
F: Gibt es dennoch einen Style, den du unbedingt mal ausprobieren möchtest?
Riccardo Simonetti: Ich würde gerne mal so eine Marilyn-Monroe-Perücke tragen. Aber gar nicht ironisch, sondern wirklich ernsthaft. Ich glaube, so kurze, wasserstoffblonde Wellen fände ich irgendwie interessant. Ich habe schon sehr viel ausprobiert und mit Perücken experimentiert, aber so platinblondes, kinnlanges Haar hatte ich noch nie. Ich habe erst kürzlich ein Shooting gesehen, bei dem ein Mann, der auch einen Vollbart hat, so eine Marilyn-Monroe-Perücke getragen hat. Das sah unglaublich cool aus.
F: Was würdest du deinem 14-jährigen Ich mit auf den Weg geben?
Riccardo Simonetti: Mein 14-jähriges Ich war extrem mutig, deshalb muss ich dem gar nichts mit auf den Weg geben. Ich würde vielleicht eher Danke sagen. Ich bin eigentlich ziemlich stolz auf mein 14-jähriges Ich. Menschen haben eher die Tendenz, alte Bilder schlimm zu finden und sich für ihr früheres Ich zu schämen. Aber man sollte versuchen, mit seinem eigenen Ich liebevoller und mitfühlend umzugehen. Dieser Person haben wir es schließlich zu verdanken, dass wir heute so sind, wie wir sind. Wenn man zum Beispiel heute zufriedener mit sich ist, dann hat man es nicht sich selbst zu verdanken, sondern der Version von sich, die man damals war.
F: Siehst du es als deinen Auftrag, andere Menschen zu inspirieren?
Riccardo Simonetti: Absolut. Ich weiß ganz genau, wie ich mich früher von Dingen habe inspirieren lassen und wie viel mir das bedeutet hat, wenn ich jemanden gesehen habe, der außergewöhnlich angezogen war. Ich fand es toll, Lady Gaga in einem Tanga und zwei Muschelschalen am Flughafen zu sehen und dachte: Wow, wenn die so mutig ist, das zu tragen, dann schaffe ich es auch, in der Schule das anzuziehen, was ich anziehen möchte. Wir brauchen mehr Identifikationsfiguren, die ihr eigenes Ding machen. Wenn am Schluss alle Menschen gleich aussehen und alle das Gleiche machen, wie soll man sich dann inspirieren lassen? Man macht ja in der Regel das, was alle machen, weil es immer noch viel Mut erfordert, wenn man sich komplett dagegen entscheidet und die Dinge so macht, wie man sie machen möchte.
F: Wie bist du schon so früh so furchtlos geworden?
Riccardo Simonetti: Ich habe mir damals ganz oft die folgende Frage gestellt: Ist es mir wichtiger, mich selbst zu verleugnen und dafür von anderen Leuten gemocht zu werden? Oder will ich meinen eigenen Weg gehen, auch wenn es manchmal bedeutet, dass ich Steine in den Weg gelegt bekomme? Dann musste ich mich entscheiden. Ich für meinen Teil habe einfach so viel Freude daran empfunden, die Person zu entdecken, die ich war, dass ich mich da nicht aufhalten lassen wollte. Mir hat es so viel Spaß gemacht, mich mit Mode auszuprobieren. Hätte ich auf diesen Teil meines Lebens verzichten müssen, wäre einfach so viel Freude weg gewesen. Diese Freude wollte ich nicht aufgeben. Deswegen ist mein Rat immer, sich intuitiv von Dingen leiten zu lassen, die einem gut tun.
F: Wer war damals dein Mentor oder deine Mentorin?
RRiccardo SimonettiS: Die Popkultur war meine Mentorin. Ich habe sehr viele Filme geguckt, mir so viele TV-Shows und Musikvideos angesehen und so viele Interviews von Prominenten gelesen, als ich ein Kind oder ein Teenager war, weil mich diese Welt so sehr faszinierte und ich ein Teil davon sein wollte. Viele Menschen betrachten Popkultur und stecken sie in eine Schublade, halten sie für oberflächlich und nicht inspirierend. Sie sei nur zur Unterhaltung da. Allerdings glaube ich nicht, dass Unterhaltung uns nur zum Lachen bringen soll, sondern auch Denkanstöße geben kann.
F: Welche Klischees treffen auf dich zu?
Riccardo Simonetti: Jeder ist ab und zu mal ein Klischee. Ich finde es total in Ordnung, auch mal ein Klischee zu bedienen und damit zu spielen. Allerdings sollte man sich dessen bewusst sein, dass man immer mehr ist als das und dass jeder Mensch auch mehr ist als die eine Facette, die er oder sie uns zeigt. Wenn mich die Menschen etwa im Fernsehen sehen, dann bekommen sie ein paar Facetten mit, aber lange nicht alle. Da ist noch viel mehr von mir.
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