Als die Mauer fällt, steigt die Populärkultur zu einer neuen gesellschaftlichen Relevanz auf. Wind of Change? Eher ein Tsunami! Die Nineties spülen eine Flutwelle von Ohrwürmern, Kult-Movies, TV-Serien und Showstars über die immer stärker globalisierte Medienlandschaft. FACES rollt die Dekade auf – und veröffentlicht in loser Folge ein Lexikon zum Zeitalter von Grunge, Girlgroups, GZSZ und – Nasch-Orgien.
Da hilft alles Zähneputzen nichts mehr: Bunte Zuckerbomben sprengen vor Bahnhofkiosken rumlungernden Minderjährigen Löcher ins Gebiss – was niemanden davon abhält, Tonnen von sauer verdientem Kleinstgeld in süsse Sünden zu investieren.
Der billige Reiz des Verbotenen bedeutet für Zahnärzte das Upgrade zum Wohlstand. Für winzigste Beträge gehen regenbogenbunte Gelatine -Gummi-Geschmacksverstärker-Kreationen von Haribo und Co. über die Kiosktheke. Umso saftiger fällt die Rechnung vom Dentisten aus. Denn für die (orale) Gesundheit sind die Objekte der infantilen Begierde ähnlich hilfreich wie Gin Tonic für den Alkoholentzug.
Namedropping gefällig, womit die Kundschaft der Primarschulen in den Neunzigern ihre Snackboxen füllt? Chupa-Chups-Lollies, möglichst in der Zungenfärber-Spezialedition. Die liebsten Cartoon-Helden von Batman bis Bart Simpson als PEZ-Spender. Kaugummizigaretten, um sich wie Lucky Luke zu fühlen. Double Dip für das Kitzeln im Gaumen. Trolli-Burger als Dessert nach dem Big Mac. Die „supergesunden“ Überraschungseier aus dem Hause Kinder. Carambar, quasi harter Leim mit Karamellgeschmack. Und die Schulhaus-Abwarte kratzen Lastwagenmulden voller Malabar- und Bazooka-Kaugummis vom Asphalt der Pausenhöfe.