Lecko mio
Patrick Pierazzoli, Chefredakteur
„Old age is no place for sissies“, warnte bereits Bette Davis. Philip Roth betitelte das Alter als ein Massaker, und Francois de La Rochefoucauld verglich es ganz dramatisch mit einem Tyrannen, der die Freuden der Jugend mit dem Tode bestraft. Das Alter hat einen miesen Ruf. Zu unrecht, wie ich finde, vor allem, wenn man die Alternative betrachtet. Sowieso bedeutet alt sein für mich immer etwa 15 Jahre älter, als ich gerade bin. Genau dort steht jetzt Helge Timmerberg, und er hat Fragen. Ist die Tugendhaftigkeit des sinkenden Testosteronspiegels das natürliche Ende aller Laster? Oder geht es danach noch irgendwie weiter mit dem Spaß – am Leben, am Reisen, am Rauchen? Ist die Lebenserfahrung eines Siebzigjährigen Weisheit oder nur die Summe aller Fehler? Will er Respekt oder Mitleid, Ehre oder Shitstorm, Bier oder Marihuana? Wie viele Wracks verrotten am Strand der gestrandeten Träume, wie viel kostet ein Altersheim in Thailand, und was ist mit Bauch, Beine, Po? Auch Schicksalsfragen stellen sich, wenn der einzige Zahnarzt, dem man vertraut, plötzlich im Himmel ordiniert. Tut sich dann auf Erden die Hölle auf? Helge Timmerberg feiert Geburtstag und schenkt sich selbst und uns allen ein wundervolles Buch zum letzten Akt unseres Stücks, der Krone des Lebens. Helge Timmerberg, „Lecko mio“, Piper, ca. 32.–