Patrick Pierazzoli: Unfuck the world
Die gute Nachricht: Weltweit werden jedes Jahr rund 3,5 Milliarden Zahnbürsten verkauft – Tendenz steigend. Die schlechte Nachricht: Jede von ihnen landet irgendwann im Müll. Die meisten davon auf Mülldeponien, und da Polypropylen und Nylon nicht verrotten, stehen die Chancen gut, dass der Plastik sich seinen Weg durch Grundwasser, Bäche und Flüsse bis ins Meer bahnt. Zeit genug hat er ja. Einmal im Meer angekommen, gesellt er sich zu den mindestens acht Millionen Tonnen Plastik, die jährlich neu im Meer landen. Und zu dem vom letzten Jahr und dem vom vorletzten – und so weiter. Laut Umweltprogramm der vereinten Nationen treiben aktuell auf 1m² Meeresoberfläche 18’000 Plastikteile verschiedener Grösse, die meisten für uns unsichtbar. Es gibt heute mehr Mikroplastik im Ozean als Sterne in der Milchstrasse. Höchste Zeit, etwas dagegen zu tun. Würde man meinen. Aber die grossen Hersteller sehen zu wenig Nachfrage nach Alternativen, und so ist es wieder einmal an den kleinen, innovativen Firmen, die Welt ein Stück besser zu machen. Wie Bambudent, ein Start-up aus Passau, das die besten Bambuszahnbürsten herstellt. Borsten aus Bambusviskose, Stiel aus reinem Bambus, frei von Lacken, Ölen oder Farben und 100% recycelbar – das ist meine Zahnbürste. www.bambudent.d
Marina Warth: Minimal
15 Kilogramm. Soviel wiegt ein Kleinkind – oder mein Rucksack. Ich war ja weg, so ein paar Wochen an der Sonne, als Sie sich hier mit Nikolaus verbrüdert und mit Keksen vollgestopft haben. 15 Kilo ist nicht viel, das passt gerade mal in einen 55-Liter-Rucksack. Ich habe geschimpft und gestampft, bis vor der Abreise alles drin war, was drin sein sollte. Die grösste Baustelle? Der Kulturbeutel. Nun gut, ich habe Shampoo, Conditioner, Bodywash und Gesichtsreinigung wieder ausgepackt und durch eine der Wash Bars von Stop The Water While Using Me ersetzt. Das hat mir zusätzliches Stopfen erspart – und mindestens einen Nervenzusammenbruch. Weniger Verpackung, weniger Inhaltsstoffe, dafür umso mehr Platz im Gepäck und ein paar Karmapunkte. Schliesslich verzichtet das deutsche Naturkosmetiklabel auf die Verwendung von Wasser, reduziert seine Verpackungen und nutzt für seine Wash Bars nun auch Teewachs, ein Abfallprodukt aus der Teeproduktion. Alles gut, legitimiert dann aber doch nicht den 25-Stunden-Flug. Damn it. Stop The Water While Using Me, „All Natural Face & Body Wash Bar“, 105 g, ca. 15.–
Marco Rüegg: Tea for Tanger
Check! Tanger stand auf meiner Bucketlist, seit in „Only Lovers Left Alive“ (Filmcoopi) die Vampirlady Eve (Tilda Swinton) durch seine nächtliche Medina schwebte. Kürzlich konnte ich den Punkt abhaken, inklusive Rendezvous in jener Spelunke, in der Eve ihren Mentor trifft. In Jim Jarmuschs Blutsauger-Romanze heisst sie „Mille et une nuits“, in der Realität Café Baba. Haschwolken vernebeln die Sicht auf den Hafen, das Klo ist ein Loch im Boden, der Service zum Davonlaufen, das Sortiment besteht aus wenig mehr als hypersüssem Minztee. Dennoch keuchen Westler im Akkord die blauen Stufen hoch, um die Fotos der Berühmtheiten zu bestaunen, die hier seit 1952 einkehrten: Keith Richards, Kofi Annan, Patti Smith… Von Eve hängt keines. Dafür läuft die DVD bei mir in Endlosschlaufe.