Sie hat Javier Bardem gezähmt. Und eigentlich ziehen wir dafür vor Penélope Cruz bereits den Hut. Dass die Schauspielerin dann aber auch lieber im T-Shirt und ohne viel Make-up durch Madrid spaziert als in High Heels über den Roten Teppich, beeindruckt uns umso mehr.
Fotos: Lancôme
FACES: Seit neun Jahren arbeiten Sie mit Lancôme. Wie haben sie früher über das Label gedacht, und wie sehen sie dieses heute?
Penélope Cruz: Lancôme begleitet mich bereits mein ganzes Leben lang. Ich erinnere mich an den Moment, als ich als Kind die Kampagne von Isabella Rossellini mit Peter Lindbergh für den Duft Trésor gesehen habe – die hat mich komplett vom Stuhl gerissen! Als ich dann vor neun Jahren die Möglichkeit bekam, selbst für diesen Brand zu arbeiten, fühlte ich mich sehr geehrt. Lancôme ist wie eine Familie – hier arbeiten so viele extrem talentierte Menschen, die auch meine Meinung hören wollen. Ich bin nicht einfach nur ein Gesicht, das für die Shootings auftaucht, nein, als Botschafterin bin ich überall involviert.
F: Sie haben erzählt, wie sie durch die Kampagne von Isabella Rossellini mit Lancôme in Berührung gekommen sind. Wie haben Sie da reagiert, als sie hörten, dass Rossellini sich erneut zur Lancôme-Familie gesellt?
PC: Ich freute mich so sehr darauf, Isabella zu treffen, Zeit mit ihr zu verbringen und ihr zu erzählen, wie sie mich mit ihrer Arbeit als Kind beeindruckt hat. Ich ließ mich oft von ihr inspirieren, nachdem ich vor neun Jahren die Rolle der Trésor-Frau übernommen habe. Es ist toll, wieder mit ihr zusammenzuarbeiten, und ich schätze es sehr, dass Lancôme Frauen jeden Alters als Botschafterinnen hält.
F: Was entgegnen Sie denen, die Schönheit als trivial und oberflächlich betrachten oder mit Eitelkeit in Verbindung bringen?
PC: Ich bin in einem Umfeld aufgewachsen, in dem Schönheit nicht das Allerwichtigste der Welt war. Schließlich habe ich jedoch realisiert, dass der Beauty-Salon meiner Mutter für ihre Kundinnen von großer Bedeutung war. Viele von ihnen waren sehr beschäftigte Mütter mit Kindern, die versucht haben, mit ihren Alltagsproblemen fertig zu werden. Diese Frauen haben den Salon dann mit mehr Selbstbewusstsein verlassen. Das hat nichts Oberflächliches oder Triviales an sich.
F: Als Schauspielerin wissen Sie umso mehr, wie viel Make-up zur Transformation beiträgt. Für welche Ihrer Rollen war Make-up besonders wichtig?
PC: Für die Rolle von Donatella Versace in „The Assassination of Gianni Versace: American Crime Story“ war Make-up unglaublich bedeutend. Abgesehen von den Perücken und einer Prothese, die ich unter meine Lippen schob, war das richtige Make-up ausschlaggebend für meine physische Verwandlung.
F: Welche Lancôme-Produkte benutzen Sie im Alltag?
PC: Génifique, Absolue, Visionnaire und die Mascaras Grandiose oder Hypnôse.
F: Folgen Sie morgens und abends einer speziellen Beauty-Routine?
PC: Bevor ich ins Bett gehe, wasche ich mein Gesicht, und dasselbe tue ich morgen nach dem Aufstehen. Einmal pro Woche mache ich zusätzlich ein Peeling, und auch wenn ich kein Make-up auftrage, benutze ich eine Feuchtigskeitspflege. Wenn ich nicht arbeite, verwende ich sehr wenig Make-up: ein bisschen Mascara, ein wenig Blush und dazu den Lippenstift L’Absolue Rouge.
F: Sie haben einmal gesagt, dass sie in einer idealen Welt vor einem Red-Carpet-Anlass eine Stunde Zeit für Ihr Haar und eine weitere für Ihr Make-up hätten. Wann hatten Sie am meisten Zeit für Ihren Look und für welchen Anlass am wenigsten?
PC: Ich brauche normalerweise nicht länger als zwei Stunden, um mich für einen solchen Event fertig zu machen – außer es handelt sich dabei um die Filmfestspiele in Cannes oder die Academy Awards, wo bereits 20 Minuten für das Anziehen des Kleides draufgehen. Filme, die in einem vergangenen Jahrhundert spielen, erfordern meistens ein aufwändiges Styling – dasselbe galt für die Rolle der Donatella Versace. Die Zeit in der Maske nutze ich dann aber, um zu lesen, zu meditieren, Emails zu beantworten oder mir Tipps von den Make-up-Profis zu holen.
F: Dann kennen Sie bestimmt einen Tipp für ein schnelles Red-Carpet-Styling!
PC: Ein Look, der schnell geht und immer funktioniert und den ich in zehn bis 15 Minuten selbst hinkriege, ist der
folgende: Ich springe aus der Dusche, gele mein Haar zurück, schminke meine Augenbrauen und trage Mascara, Blush und Lippenstift auf.
F: Sie sind Teil von Lancômes Programm „Write Her Future“, richtig?
PC: Ja, und ich freue mich sehr darüber, Lancôme dabei zu unterstützen, die Ausbildung von Frauen weltweit zu fördern. Kürzlich konnte ich bei einer Pressekonferenz in Spanien sogar verkünden, dass „Write Her Future“ dort nun mit Plan International zusammenarbeitet.
F: Wie wichtig ist es Ihnen, mit einer Marke zusammenzuarbeiten, die sich für solche Projekte einsetzt?
PC: Es motiviert mich extrem. Es ist für mich ganz klar, dass Bildung eines der wichtigsten Dinge im Leben ist, wenn nicht sogar die Grundlage von allem. Ohne Bildung funktioniert nichts, Träume bleiben Träume und werden nicht Realität. Bildung verleiht den Menschen die richtigen Mittel, um ihre eigene Freiheit zu schaffen und ihre Interessen zu entdecken.
F: Weshalb ist Analphebetismus gerade bei Frauen ein so großes Thema?
PC: Analphebetismus ist eine Tragödie. Es bricht mir das Herz, junge Frauen zu sehen, die die Schule abbrechen, um für ihre Familien arbeiten zu gehen. Ihre Kindheit endet damit genauso abrupt wie ihr Traum, Ärztin oder Lehrerin zu werden. Es ist traurig, dass Analphabetismus bei Mädchen so viel häufiger verbereitet ist als bei Jungs. Deshalb ist Lancômes Initiative „Write Her Future“ so wichtig, weil sie Mädchen in ihrer Bildung unterstützt.
F: Erinnern Sie sich an das erste Buch, das Sie je gelesen haben?
PC: Eines der wichtigsten Bücher, das ich je gelesen habe, ist J.D. Salingers „The Catcher in the Rye“. Ich habe es an einem Nachmittag verschlungen, und es hat mich tief beeindruckt. Ich erinnere mich genau an diesen Tag und daran, dass ich mich beim Lesen fühlte, als wäre ich der Protagonist.
F: Was würden Sie am meisten vermissen, wenn Sie plötzlich nicht mehr lesen und schreiben könnten?
PC: Daran möchte ich gar nicht denken. Lesen mag ich immer mehr, und zu schreiben, ist für mich wie eine Art Therapie. Ich schreibe mir jeden Tag meine Gedanken von der Seele, wobei ich die Dokumente anschließend direkt vernichte. Es hat etwas sehr Befriedigendes, alles aufzuschreiben, was einen gerade beschäftigt, so ganz ungefiltert und mit der Sicherheit, dass es nie jemand lesen wird.
F: Sprechen Sie neben Spanisch, Französisch, Englisch und Italienisch noch andere Sprachen, und wie wichtig ist es Ihnen, Fremdsprachen zu beherrschen?
PC: Es lohnt sich für jeden, mehrere Fremdsprachen zu sprechen, aber für einen Schauspieler ist es essentiell. Ich wäre nicht in der Lage gewesen, all diese Filme zu machen, würde ich nicht mehrere Sprachen sprechen. Eine Sprache hilft dir dabei, die Kultur zu verstehen. Zurzeit versuche ich, Portugiesisch zu lernen – ich liebe den Klang dieser Sprache! Und für meinen nächsten Film „Wasp Network“ übe ich Spanisch mit kubanischem Akzent, das ist eine weitere große Herausforderung.
F: Sie haben bereits in vielen Filmen an der Seite Ihres Mannes Javier Bardem gespielt und tun dies auch in Ihren neusten Streifen „Everybody Knows“ und „Loving Pablo“.
PC: Wir teilen die Leidenschaft, immer wieder Neues zu lernen und uns weiterzuentwickeln. Beide glauben wir daran, dass es der Weg ist, der zählt. Es ist uns wichtig, nicht stehen zu bleiben und festzusitzen, sondern zu wissen, dass wir unser Leben selbst in der Hand haben.
F: Was schätzen Sie an Ihrem Mann am meisten?
PC: Seine Loyalität und seinen Humor.
F: Welchen Song hören Sie zurzeit rauf und runter?
PC: Mein Bruder ist ein wahnsinnig talentierter Musiker, und ich höre den ganzen Tag über seine Musik.
F: Gibt es einen Song, der Ihnen richtig Energie gibt?
PC: Drakes „Passionfruit“.
F: Wie beschäftigen Sie Ihre Kinder auf einer langen Autofahrt?
PC: Ich bin der Überzeugung, dass man Kinder nicht ständig mit Technik und Bildschirmen bombardieren soll. Zuhause schalten wir den Fernseher nur ganz bewusst ein, wenn wir mal eine Serie oder einen Film schauen wollen. Man sollte seine Kinder dazu bringen, ihre Zeit mit Dingen zu verbringen, die ihre Fantasie und Kreativität fördern. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass sich Kinder auch mal langweilen und lernen, damit umzugehen.
F: Was macht Sie glücklich?
PC: Meine Familie.
F: French Chic oder spanischer Stil?
PC: Eine Kombination aus beidem.
F: Was kochen Sie, wenn es schnell gehen muss?
PC: Spaghetti Carbonara.
F: Frühes Abendessen in Los Angeles oder spätes spanisches Dinner?
PC: Frühes spanisches Dinner.
F: Welches Tier wären Sie gerne?
PC: Früher hat man mich „Pato“ gerufen – Ente! Viele Menschen haben mir bereits gesagt, dass ich wie eine Ente aussehen würde. Mein liebstes Tier ist allerdings der Delfin.
F: Welche Stadt entspricht Ihrer Persönlichkeit am meisten?
PC: Ich identifiziere mich sehr mit Madrid. Es ist eine so extrem spannende Stadt mit dem perfekten urbanen Tempo und der richtigen Nähe zu Land und Natur.
F: Erzählen Sie von Ihren schönsten Kindheitserinnerungen!
PC: Davon gibt es viele! Zum Beispiel die Freitagabende mit Oma Modesta, wo wir gemeinsam „Un, dos, tres“ geschaut haben, eine berühmte Spieleshow. Oder die Nachmittage mit meinen Eltern, die mir im Pool beigebracht haben, wie man schwimmt.
F: Welche Superkraft würden Sie sich wünschen?
PC: Ich wünschte, ich könnte fliegen. Seit ich klein war, träume ich vom Fliegen und davon, Flügel zu haben.