Am Zurich Film Festival mehr am grünen Teppich rumgestanden und auf Promis gewartet, statt Filme angeschaut? Kein Problem, die meisten Werke aus dem Festivalprogramm starten ja erst noch in den Kinos. Unsere kleine Liste mit Lieblingsentdeckungen lockt dich hoffentlich aus dem Wohnzimmer direkt in den nächsten Kinosaal.
Affäre mit Stolpersteinen: Babygirl
Eine Karrierefrau, die alles hat – auch den tollsten Mann und Kinder – will eine Affäre, in der sie ihre Fantasien von Domination ausleben kann. Ihr junger Praktikant will dasselbe. An der Ausführung scheitert es dann teilweise dramatisch, dank der amüsanten Unbeholfenheit der beiden. Ein unterhaltsamer Film, der, wie man es sich vom Produktionshaus A24 gewohnt ist, mit der richtigen Portion weirdness punktet.
Kinostart: 16. 01. 2025
Tod und Freundschaft: The Room Next Door
Passend zum melodramatischen Wetter ist auch Pedro Almodóvars neuer Film ein Melodram, das sich mit dem unvermeidbaren Tod und körperlicher Selbstbestimmung auseinandersetzt. Dank Humor in den passenden Momenten ist das Ganze gar nicht so schwer, wie es sich anhört. Für die Starbesetzung gibt es ebenfalls Pluspunkte. Tilda Swinton und Julianne Moore spielen alte Freundinnen, die einen letzten Monat zusammen verbringen, bevor sich die eine wegen ihrer Krankheit vorzeitig für den Tod entscheidet.
Kinostart: 12.12.2014
Religiöse Fragen in Horror verpackt: Heretic
Eigentlich ist ja jetzt spooky season. Scott Beck und Bryan Woods neuer Horrorfilm „Heretic“ taucht aber kurz nach Weihnachten in den Kinos auf. Auch passend, denn darin brilliert Hugh Grant als gleichermaßen religionskritischer wie fanatischer Bösewicht, der zwei Mormoninnen die Tür öffnet und – statt sich bekehren zu lassen – ein beklemmendes und blutiges Katz-und-Maus-Spiel in Gang setzt. Die cleveren Wortgefechte sorgen nicht nur für Lacher zwischen Schreckmomenten, sondern liefern dir vielleicht sogar das ein oder andere Argument, mit dem du an der Weihnachtsfeier jede Religionsdebatte mit Verwandten, die du sowieso nur einmal im Jahr siehst, gewinnst.
Kinostart: 26.12.2024
Emotionaler Dokumentarfilm: Sabbath Queen
Manchmal ist das Leben spannender als Fiktion. So ist auch dieser über 21 Jahre entstandene Dokumentarfilm von Sandi DuBowski mitreißender als jegliche fabulierte Story. Er begleitete Amichai Lau-Lavie, ein queerer jüdischer Rabbi, auf seinem Lebensweg. Amichai entstammt einer Familie von Holocaustüberlebenden und 38 Generationen Rabbiner. Er selbst will das orthodoxe Judentum umkrempeln, traut Ehen zwischen Menschen verschiedener Religionen und tritt als Dragqueen auf. Und bildet sich doch irgendwann zum offiziellen Rabbiner aus. Aktueller könnte der Film gerade nicht sein. Fragen nach Tradition, Zugehörigkeit und Akzeptanz werden in den Raum gestellt, ganz ohne Schwarz-Weiß-Denken.
Kinostart: tba
Comeback or Not?: The Last Showgirl
Welcome back, Pamela Anderson: Die Ikone spielt eine gealterte Tänzerin, die sich vom Showgeschäft und damit ihrem großen Traum verabschieden muss. Schwingt da ein bisschen Biografie mit? Who knows. Dass hier die Gefühlswelt und die Stimmung mehr zählen als der Inhalt, liegt daran, dass der Film dem Coppola-Universum entstammt: Regisseurin ist Gia Coppola, Enkelin von Francis Ford Coppola und Nichte von Sofia Coppola.
Kinostart: tba
Daniel Craig einmal anders: Queer
Er hat mit „Call Me By Your Name“ die romantischste und herzerweichendste und mit „Bones and All“ die blutigste Romanze verfilmt. Luca Guadagnino fühlt sich in jedem Genre zuhause. Und wir uns in jedem Kinosaal, der seine Werke zeigt. Mit „Queer“ hat er nun den halbautobiografischen Roman von William S. Burroughs auf die Leinwand gebracht. Daniel Craig endlich mal in einer anderen Rolle als dem hypermaskulinen James Bond? Yes please.
Kinostart: tba
Musical Madness: Joker: Folie à Deux
Eine Story, die ursprünglich aus dem DC-Comics-Universum stammt, mit Lady Gaga, die das Ganze in ein Musical verwandeln soll, und Joaquin Phoenix, der sowieso eine lebende Legende ist? Die zweite Runde der Joker-Geschichte von Regisseur Todd Philipps klang von Anfang an wie ein Fiebertraum. Dank zwei Ikonen in den Hauptrollen und neuen Songs von Lady Gaga gibt es aber keinen Grund, sich dieses Spektakel nicht anzuschauen.
Kinostart: 3.10.2024
Noch eine letzte Filmempfehlung gefällig? „The Substance“ könnten wir uns alle paar Wochen anschauen und wären jedes Mal gleich begeistert wie beim ersten Mal.
Was am ZFF sonst so lief und mehr Details über die einzelnen Filme findest du hier.